Samstag, 26. November 2016

Ganz anders: Erinnerungen an die Adventszeit


Das erste Adventslicht, die Weihnacht rückt näher. (Foto: presseweller)



In der warmen Stube im sanften Lichterschein sitzen und
zusammen Weihnachtslieder singen

Advent 2016. (presseweller). Man mag ein Zitat aus einem Gedicht anführen „Oh, wie war es doch so ehedem ...“, wenn man an die Adventszeit früher und vor allem die Adventssonntage denkt. Lag doch vom 1. Advent an eine besondere Stimmung im Haus, und auch in Nachbarschaft und Ort schien es, als sei nun eine besondere Zeit. Dezenter vorweihnachtlicher Schmuck mit Kerzen und Tannenzweigen schmückte die Wohnung, und hier da gab es an Fenstern einen Schwibbogen oder eine Pyramide mit kleinen Figuren und Engeln. Wie wundersam.
Die Eltern, zu unserer Zeit meist die Mütter, hatten alles hergerichtet, für ein „stimmungsvolles Ambiente“ gesorgt, wie man heute sagen würde. Die Kinder in der Straße waren mit Spielen beschäftigt, aber auch damit, was man sich vom Christkind wünschen könne. „Was hast du denn im Wunschzettel aufgeschrieben?“ fragten wir uns gegenseitig und natürlich auch „Meinst du, dass du alles bekommst?“ Wir wussten damals selbst, dass längst nicht alles ging. Schließlich war in den Nachkriegsjahren bis Ende der 1950er das Einkommen bei meist einem „Verdiener“ nicht so üppig, als dass man aus dem Vollen schöpfen konnte. Mit dem Wunschzettel war es verschieden. Mal wurde er auf die Fensterbank gelegt, mal den Eltern oder sonst oft dem Nikolaus abgegeben.
Die Eltern hatten zu tun: Besorgungen machen, nach Geschenken Ausschau halten. Anders als heute gab es nicht wie oft bereits seit dem Spätsommer/ Herbst Weihnachtssüßigkeiten und Co., sondern eben erst zur Vorweihnachtszeit. Und bei leckeren und dazu noch selbstgemachten Süßigkeiten fallen direkt die Plätzchen ein: Spritzgebäck, Halbmond- und Sterne-Plätzchen, Makronen und, und …! Für uns gehörte dieser besondere Backduft einfach zur Adventszeit einfach dazu. Das Haus war erfüllt davon. Das tat richtig gut.

Ruhige Adventssonntage

Zumindest am 1. Advent war ein Gottesdienstbesuch gemeinsam mit den Eltern und den Nachbarn angesagt – ja, auch in der Stadt. Zu Beginn der Feierlichkeiten zur kommenden Weihnacht sang man „Macht hoch die Tür, das Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit ...“. Bei jedem, der es miterlebt hat, wird das Lied fest im Kopf „eingeschrieben“ sein. Ruhig verlief der Tag, manchmal noch mit einem Waldspaziergang verbunden. Da hatten wir es in der Region Siegerland und Westerwald gut. Von vielen Wohngebieten aus liegen „dunkler Tann“ oder Mischwald nur ein paar Gehminuten entfernt. Aber bald am Nachmittag dämmerte es. Wir kamen in der Stube oder der großen Küche zusammen. Manchmal wurde zusammen gebastelt, ob Sterne aus Gold- oder Silberpapier falten oder aus Stroh zusammenfügen oder kleine bunte Gefäße mithilfe von Wasserglas herstellen: überall wieder anders. Der von den Eltern selbst gebundene Adventskranz, oft mit roten Schleifen und roten Kerzen, stand auf dem Tisch. Bald wurde das erste Licht angezündet. Im sanften Schein der Kerzen sangen wir Advents- und Winterlieder, ob „Macht hoch die Tür“, „Es kommt ein Schiff geladen ...“, oder ob „Leise rieselt der Schnee“. Wenn Bruder oder Schwester etwas älter und schon in der Schule waren, konnte es auch noch Blockflöten-Begleitung geben. Blockflöte spielen und Noten haben wir früher noch gelernt. In manchen Häusern gab es auch umfassendere Hausmusik. Das waren so romantische Abende ohne jede Hektik, voller familiärer Gemütlichkeit und dem noch Abwarten bis zum Heiligen Abend, das man sie nie vergisst. Ähnlich wie heute? Meist wohl nicht: „Ganz anders“. (Jürgen Weller)

Über die Seiten www.presseweller.de und buch-juwel.de finden Sie verschiedene Beiträge zu früheren Zeiten, Heimat, Siegerland und mehr. Zum neuen Siegerland-Buch "Riewekooche, Glonk un Alldaachsläwe" (ISBN 978-3-9818449-0-0, Buch-Juwel, beim Siegerländer Buchhandel anfragen) können Sie ohne Anmeldung auf www.buch-juwel.de auch eine Inhaltsbeschreibung aufrufen)

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