Zu den Totengedenktagen im Herbst werden die Gräber besonders hergerichtet und geschmückt. (Fotos: (c) presseweller
Mit Allerheiligen und Ewigkeitssonntag der Verstorbenen gedenken
Siegen. Oktober 2016
(presseweller). Neblig-diesiges Wetter passt zum November und damit
zur Zeit der Totengedenktage. „Mir ist es wichtig, auf dem Friedhof
einen Platz mit dem Namen des Verstorbenen zu haben, um meiner Trauer
Raum zu geben“, sagt Ilse* (66) wie viele andere. Dabei gibt es für
die „letzte Ruhestätte“ heute viele Auswahlmöglichkeiten, beispielsweise vom
klassischen Erdgrab über das Urnengrab und das Wiesengrab mit Tafel
bis zur Bestattung in einem Wald, im Umkreis eines Baumes. Besonders
gedacht wird der Toten an Allerseelen und Allerheiligen (1.
November), vor allem bei katholisch Gläubigen, sowie am
Ewigkeitssonntag, vielen besser bekannt als Totensonntag. Dieser eher
von den evangelischen Christen begangene Tag hat keinen fixen Termin,
liegt aber an einem Sonntag Ende November und orientiert sich
zeitlich am 1. Advent.
Die Gräber von
Angehörigen, Lebenspartnern, Freunden oder guten Bekannten sind Ziel
der Friedhofsbesuche an diesen Gedenktagen. Man legt ein Bukett, eine
Pflanzschale oder Blumen auf und zündet ein Licht an. Während
pflanzlicher Schmuck vom ewigen Kreislauf des Lebens, dem Werden und
Vergehen erzählt, ist es das Licht, das Helle ins Dunkle bringt. Bei
allen Kriegen und Unruhen in der Welt ist das wichtiger denn je. Mit
dem Grabbesuch kommen Erinnerungen auf und die innere Zwiesprache wie
„Du bist zu früh gegangen“, „Was haben wir gemeinsam schon
alles erlebt“, „Weißt du noch, wie wir gemeinsam mit Deiner
Gitarrenbegleitung vor der ganzen Verwandtschaft gesungen haben?“,
„Danke Papa, dass du mich so vieles gelehrt hast“, „Danke Mama
oder Mutti, dass du immer für mich da warst!“ und so weiter und so
weiter. „Immer, wenn ich ans Grab gehe und besonders an diesen
Feiertagen, „erzählt Karin, „lebt ein Stück unseres gemeinsamen
Lebens wieder bildhaft in mir auf. Ich glaube, Paul sieht das von
oben auch und freut sich, dass ich an diese Zeiten und ihn denke.“
Lichter und Blumen schmücken die Gräber:"Ja ich bin da!"
Weitere „stille Tage“
In den November
fällt ein weiterer Gedenk- und Glaubenstag, der Buß- und Bettag, der
ebenfalls keinen festen Termin hat und in den meisten deutschen
Ländern als offizieller Feiertag abgeschafft wurde. Das hat aber
keine Glaubens- oder Kirchengründe.
Ebenfalls in den
November, an einem Sonntag, aber wieder ohne festen Termin, da
wiederum vom Advent abhängig, fällt der Volkstrauertag.
Ursprünglich in Deutschland für die Kriegstoten gedacht, gilt er
mittlerweile als Gedenktag für alle Kriegstoten sowie die Opfer von
Gewaltherrschaften aller Nationen. Nein, nicht genug. Dazu müssen noch die
Vermissten gezählt werden: Ehemänner, Söhne, Brüder, die nicht
wiederkamen und deren Schicksale trotz Nachforschungen nicht selten
bis heute unbekannt blieben. Schlimm!
An vielen Orten im
In- und Ausland sind diesen Opfer der Kriege Denkmäler gesetzt,
soweit bekannt mit Namen.
Angesichts der verworrenen Weltlage mit Terror, Unruhen und Kriegen oder Kriegsbeteiligungen unterschiedlichster Staaten, je nach Interessenlage, rückt dieser Feiertag wieder mehr ins Bewusstsein. Ja, dabei bleiben so manche zurück.
Erinnerungen an die Kriegstoten, hier in Norddeutschland.
„Wo ich auch
unterwegs war“, sagte mein Vater Ewald mir „habe ich in den Dörfern und
Städten Friedhöfe besucht. Da kann man ablesen, wie die Menschen im
Ort mit ihren Verstorbenen umgehen.“ Aus diesen Anschauungen
schrieb er auch seine Erzählung „Memento mori“ … „Gedenke
des Todes“ (oder auch gedenke des Sterbens) - wie es hier und da
über Friedhofseingängen steht.
Bezüglich
Friedhofsbesuchen halte ich es auch wie er, ob ich in Deutschland, im
Osten, Westen, Süden oder Norden unterwegs bin. Weit, weit
überwiegend ist es so, dass die Friedhöfe gepflegt, die Gräber
geschmückt sind. Nicht nur zu den Totengedenktagen!
Schön, wenn man
sich „oben“ wiedersieht. (jw)
*Namen geändert
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