Montag, 15. August 2016

Neue Zigarettenschachteln ohne Angaben


Ist diese EU-Vorgabe mit Bildern nun ein Fortschritt? / Mangelnde Information zu wichtigen Schadstoffen


Kommentar

Siegen. August 2016. Da liegen sie nun neben noch alten Packungen in den Regalen: Zigarettenpackungen mit der neuen Umhüllung. Die EU-Verordnung ist umgesetzt. Ob gut, wird man eventuell in einigen Jahren wissen, je nach Umfragen und Untersuchungen zum tatsächlcih geänderten Verhalten. Zum Teil ist diese nahezu Totalumhüllung, durch die manchmal auch erst der Markenname gesucht werden muss, eher schlecht. Zumindest auf den hier vorliegenden Packungen ist die Angabe zu den Inhaltsstoffen Nikotin, Kohlenmonoxid und Teer verschwunden. Was soll das? Eine deutliche Verschlechterung!

Es ist gut, wenn über die Gesundheitsfahren zum Rauchen aufgeklärt wird, manche es dadurch aufgeben und Jugendliche gar nicht erst zum Glimmstängel greifen. Private Umfragen hier im kleinsten Kreis bei Rauchern und ehemaligen Rauchern zur neuen „Umverpackung“ mit wohl in jeder Hinsicht aufwändigerem Vierfarbdruck, ergaben meist: Diese Bilder interessieren sie nicht! Manche haben schon früher spezielle Umhüllungen, Zigarettenpackungen-Täschlein, gekauft. Wahrscheinlich wird es jetzt und bald noch mehr Nutzer solcher „Etuis“ geben. Die Firmen, die das herstellen, werden sich freuen. Klar, es wird seit Jahrzehnten über die Gefahren des Rauchens aufgeklärt, es gab Tabaksteuererhöhungen und Co. Unabhängig von diesen Bildern scheint es so zu sein, dass junge Leute weniger zum Glimmstängel greifen und die Zahl der Raucher insgesamt zurückgeht. Das ist gut.

Änderungen bei regelmäßigen Rauchern? 

Es ist anzunehmen, dass sich die Mehrheit der Konstant-Raucher kaum von solchen Verpackungen beeindrucken lässt. Über die Gefahren wird seit Jahren aufgeklärt, zu den Positiv-Effekten des Nichtrauchens eher weniger oder beiläufig im Rahmen der per "Zeigefinger" dargestellten Negativwirkungen. Aber das sei einmal dahingestellt. Es gibt ein großes Manko bei den neuen Verpackungen. Wer hier und da selbst versucht, ob er einmal eine vom Zug und den Inhaltsstoffen her leichtere Zigarette probiert, hat nun ein Problem. Ja, anders als bei verpackten Lebensmitteln und Co. gibt es auf den vorliegenden Packungen gar keinen Hinweis mehr. Weg! Auf Kosten eines Allgemeinspruchs, dass jede Zigarette insgesamt so und so viele schädliche Inhaltsstoffe enthält. Was ist da wieder einmal gemacht worden? Was haben sich die Verantwortlichen der EU dabei gedacht? Einer zu krummen Banane sieht man ja an, dass sie stark gebogen ist und trotzdem schmeckt, einer Zigarette sieht man nun eben nicht an, wie hoch der Anteil relevanter Inhaltsstoffe ist – völlig unabhängig davon, ob das Rauchen insgesamt eher schädlich ist. Aber es geht um das persönliche Empfinden leichteren oder intensiveren Zugs. Ja, ein Raucher spürt diese Unterschiede!



Gute Regelung früher, Angabe wichtiger Schadstoffe. Dieser Hinweis scheint nun zu fehlen. (Foto: presseweller)

Leichter oder starker Zug?

Da ich Zigarettenwechsler bin, interessiert es mich, ob ein Glimmstängel acht oder nur sechs Milligramm (mg) Teer enthält, neun mg Kondensat oder nur sechs oder 0,5 mg Nikotin oder weniger. Wie man die neue Schachtel auch dreht: Man wird nicht fündig. Ohne diese Angaben kann man die wohl aufwändigeren Aufdrucke wohl kaum „gut gelungen“ nennen.

Es ist erfreulich, dass die Zahlen der Raucher oder zumindest der Tabakwarenkäufer in den vergangenen Jahren zurückgegangen ist, das war aber noch vor der „Bilderzeit“. Wenn diese neuen Verpackungsvorgaben etwas zusätzlich bewirken, ist es gut. Dennoch sollte kein Weg daran vorbeiführen, auch wieder die wichtigsten Schadstoffe in Prozentzahlen aufzuführen. Vielleicht fällt den Verbraucherschützern etwas ein: auf Lebensmittelverpackungen und Co. Inhaltsangaben, auf Zigarettenpackungen nicht? Merkwürdig, aber richtig? Schließlich werden sich auch längst nicht immer nachvollziehbare EU-Vorgaben ändern, revidieren oder zumindest verbessern lassen. (jw)