Freitag, 28. September 2012

Verschulte Kinder

Ganztagsschule, lange Schulzeit, Schließung der wichtigen örtlichen Grundschulen und Zusammenführung per Bus zu der nächst gelegeneren größeren Schule, Wirrwarr bei den Schulsystemen, Mengenlehre und Ganzheits-Lesesystem: Durchblick hat niemand mehr, und was da die Politik in den vergangen Jahrzehnten und heute noch auf dem Rücken der Kinder austrägt, ist alle andere als erfreulich.
Da sträuben sich die Haare, wenn Kinder spätnachmittags aus den Schulen strömen. Wer nah dabei ist, hat es gut. Wer weiter weg wohnt, muss nun noch mit dem Bus fahren. Kommt noch später nach Hause. Veröffentlichte Untersuchungen zeigen es, Kinder und Jugendliche haben oft mehr als einen Achtstunden-Tag. Eine schlimme Entwicklung, die anscheinend nicht zu besserer Bildung geführt hat. Es gibt immer wieder neue Experimente.
So will man beispielsweise im Siegerland seitens der Verwaltung kleine Schulen an Orten wie unter anderem Obersdorf und Anzhausen schließen und dann alle zusammen im Zentralort Wilnsdorf unterrichten, also mit Bussen über viele Kilometer hin- und herkarren.Wie seit Jahren oft üblich, ist die Meinung der Betroffenen kaum gefragt: Politik und Behörden entscheiden und bringen als Argument dann hervor, dass es so kostengünstiger und besser sei.
Wenn man bedenkt, dass wir früher aus der Volksschule, der Realschule und dem Gymnasium mittags zu Hause waren, wo es dann auch Mittagessen gab, ist die Entwicklung abstrus. Lange bevor die Kinder heute nach Hause kommen, hatten wir unsere Schulaufgaben erledigt und waren mit anderen Kindern auf der Straße und haben gespielt. Und wenn es dunkel wurde, waren wir zu Hause, bei Vater und Mutter. Das macht Kinderleben aus, das alles gehört zur Entwicklung von Kindern und junger Menschen.
Man muss auch einmal auf die Ergebnisse schauen: In acht Jahren Volksschule hatte man ein grundlegendes Allgemeinwissen, weil es neben Rechnen und Schreiben - Rechtschreibung oft besser als heute - auch Heimatkunde und später  Erdkunde, umfangreiches Basiswissen in Geschichte und Naturkunde, einschließlich gewisser physikalischer und chemischer Vorgänge gab. Wir wussten, wo die Sieg entsprang und wo der Rhein fließt, dass Freudenberg zum Siegerland gehört und Königsberg in Ostpreußen liegt.
Und man muss sich einmal anschauen, was aus vielen dieser Menschen geworden ist, die Volks-, Realschul- oder Abiturabschluss hatten: Viele haben mit Engagement in Betrieben oder Verwaltungen Karriere gemacht, wie gerade bei Audi wieder am Beispiel von Menschen mit langjähriger Betriebszugehörigkeit deutlich wurde, manche sind Lehrer und wieder andere sogar Professoren geworden. Ja, das zeigt: Früher war die Schulausbildung, die eben jeden Tag mittags fertig war, einfach nur gut. Es müsste mal Schluss sein mit Experimenten und Kostenüberlegungen, letztlich  zulasten der Schulkinder. Ich bin so froh und dankbar, in den 50ern meine Schullaufbahn begonnen zu haben.
Es ist kaum zu erwarten, aber vielleicht kommt ja noch einmal eine Einsicht von Politikern, Behörden, den Experten aus Hochschulen und Institutionen, einen richtigen Weg zu finden. Vielleicht müsste man einfach mal nur zurückschauen.