Fürs Telefon war damals noch das Fernmeldeamt zuständig
Siegen. Januar 2016
(DiaPrw). Die Zeit ist schnelllebig. Die Arbeitnehmer wissen ein Lied
davon zu singen: immer mehr in kurzer Zeit und womöglich noch
jederzeit erreichbar. Nach dem Telefon machten Handys und nun
Smartphones die Runde: jederzeit bereit, nachschauen, antworten. Die
Entstaatlichung von Betrieben hat bereits vor Jahrzehnten begonnen.
Privatisierung schien und scheint noch immer das Zauberwort zu sein,
vor allem auch in der EU, wie in Griechenland zu sehen. Es wurden und
werden sogar Einnahme-Pretiosen an den Mann oder die Frau gebracht,
kurz an Unternehmen, an Großunternehmen, oft an internationale
„Player“. Ist das die weitere Zukunft? Da war es bei uns früher
doch gemächlicher und einfacher als vor diesen häufig auf
Kapitalgewinn getrimmten Hektikzeiten – und siehe da, die meisten
hatten dennoch Arbeit und ihr Auskommen.
Früher war so
vieles anders. Ob es besser oder schlechter war, muss jeder selbst
für sich beurteilen. Wir zeigen nur auf, wie es in damaligen Zeiten war.
Der Briefträger war im Bezirk bekannt. Er kam immer zur etwa gleichen Zeit. (Fotos, Grafiken, Repros (c) presseweller)
Es gab nur eine
Post, und der bekannte Briefträger brachte – bis auf seinen Urlaub
– jeden Werktag zu etwa gleicher Zeit die Post ins Haus. Man kannte
sich und hielt auch schon einmal Schwätzchen. Und noch etwas
weiter zurück, kam sogar noch der Geldbriefträger und brachte Bares
wie die Rente ins Haus. Briefkästen gab es an jeder Ecke. Die Paketzustellung erledigte ebenfalls die Post.
In den 1950er-Jahren
kam erst so nach und nach Telefon - mit Wählscheibe - ins Haus. Dafür gab es
eigene Leitungen, die auch dann noch ihren Dienst taten, wenn zu
Hause der Strom ausgefallen war. Das alles, einschließlich
Störungsdienst und Vermittlung, lag in den Händen des Fernamtes
oder Fernmeldeamtes, wo mancher Arbeit fand. Alles völlig anders.
Die Eisenbahn
fuhr – es gab nur eine – nach unseren Erfahrungen relativ
pünktlich. Wir kauften die Karten am Schalter – was immer noch
geht - und mussten nicht erst einen Automaten „studieren“, um
eine Fahrkarte zu bekommen. Der Mitarbeiter konnte einem gleich die
besten Verbindungen sagen und auf einen Zettel schreiben oder später
ausdrucken lassen. Am Bahnhof und besonders beim Umsteigen fragten
wir einen Bahnmitarbeiter zu Gleis oder Abfahrtsort. Es gab noch viel
Personal.
Reisen mit der Bahn. Ob nach "nirgendwo" oder an einen bestimmten Ort. Wir informierten uns am Bahnhof und kauften am Schalter unsere Karten.
Meist funktionierte es sogar mit Anschlusszügen. Zur
Sicherheit war die Bahnpolizei überall präsent.
Der öffentliche
Nahverkehr, vom Kreis oder der Stadt betrieben, war rege
unterwegs. Wir lösten unsere Fahrkarten noch beim Schaffner. Für
etwas weitere Strecken wie von Siegen ins Sauerland oder in den
Westerwald unterhielten zum Teil Post und Bahn eigene Busse.
Wasser und
Abwasser erhalten wir zurzeit noch von einem stadtnahen
Versorger, einem so genannten Eigenbetrieb der Stadt. EU-seits wird
ebenfalls an einer Privatisierung gearbeitet. Da klingeln, wie bei
vielen anderen dieser Themen, die Ohren. Schließlich sind die
Gemeinden für solche Leistungen – teils auch über Zweckverbände
organisiert – da. Es geht unter anderem um Daseinsvor- und
-fürsorge. Trinkwasser und Abwasser sollten keine Gewinnquellen für
Unternehmen sein!
Schule, Lehre und
Banken
Schulmäßig hatten
wir es früher zuerst mit der Volksschule zu tun, in der die
Einschulung erfolgte. Dort konnte man dann bis zum 8. Schuljahr
bleiben. Wir kannten die Lehrerinnen und Lehrer, auch wenn sie –
neben dem Klassenlehrer – in der Woche nur wenige Stunden in
speziellen Fächern gaben. Am Ende stand der Volksschulabschluss.
Lesen, Schreiben, Schönschrift, Rechtschreibung, Rechnen, Raumlehre,
Erdkunde, Religion, Geschichte und mehr: gutes Basiswissen. So gut, dass es für
die meisten nicht nur mit der Lehre klappte, sondern so mancher auch
im Betrieb den Aufstieg, teils bis in leitende Stellungen, schaffte.
Gar nicht selten blieben Mitarbeiter von der Lehre an Jahrzehnte oder
bis zum Rentenbeginn bei einem Unternehmen! Auf den Zeugnissen
standen auch noch Betragen, häuslicher Fleiß und Beteiligung am
Unterricht. Diese so genannten Kopfnoten waren später mal ganz weg,
nach allem Hickhack tauchten sie teilweise auch mal wieder auf.
Früher und ganz früher gehörten "Kopfnoten" stets dazu.
Je nach Wunsch und
Leistungen standen schulisch aber nach 4. oder 5. Klasse auch Realschule und
Gymnasium zur Verfügung. Beide Schulformen gibt es neben inzwischen
vielen anderen auch heute noch. Für diejenigen, deren Kinder längst
dem Schulalter entwachsen sind, ist es schwierig, da noch den
Überblick zu haben. Das gilt auch für Lernexperimente der
vergangenen Jahrzehnte, von der Mengenlehre über Varianten des
Schreibenlernes bis zur „neuen deutschen Rechtschreibung“. Wie
noch immer gab es auch früher für „Spätzünder“ die
Möglichkeit, über den „2. Bildungsweg“ zum Beispiel das Abitur
zu machen.
Irgendwann wurde
Lohn oder Gehalt nicht mehr bar ausgezahlt. Man benötigte ein
Girokonto bei Bank oder Sparkasse. Manche hatten auch schon
eines oder zumindest ein Sparbuch. Zu Hause benötigtes Geld holte
man am Bankschalter ab – nicht am Automaten, was aber zweifellos
auch seine praktischen Seiten hat. Unabhängig davon waren
Geldzahlungen an andere auch zu damals noch erschwinglichen Gebühren
über den Postzahlungsdienst möglich. Außerdem konnte man ein
Postscheckkonto haben und darüber den Zahlungsverkehr abwickeln.
Diese Postsache mündete dann irgendwann in Privatisierung.
Nur einige wenige
Facetten vergangener Jahrzehnte der vielfältigen Veränderungen des Lebens, die meist auf
politischen Entscheidungen beruhen. Aber so wird es wohl von
Generation zu Generation weitergehen. (jw)
Anmerkung:
Natürlich kann man die Zeit und Veränderungen nicht anhalten. Es
gibt technische Fortschritte, die teils auch das tägliche Leben
vereinfacht haben, und über ein, zwei Generationen sich stetig
ändernde Ansichten. Zumindest aber kann man das eine und andere
vergleichen und sich fragen, ob dies oder das damals besser war oder
heute besser ist. Die nächsten Generationen werden ebenso wieder auf
die Zeit früher, vielleicht von 1990 bis 2020, zurückblicken und
die vielfachen Veränderungen bewerten.
In Magazinen und Blogs greift Jürgen Weller über www.presseweller.de immer wieder auf Themen der 1950er- bis 1970er-Jahre zurück, um ein Stück Erinnerung festzuhalten.
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