Mittwoch, 22. Mai 2019

Wir brauchten früher keine Papp- oder Plastikbecher und „Kaffee To Go“

Hinweis zum Datenschutz: Auf diesen Seiten werden vom Betreiber des blogger-Portals Cookies gesetzt, Statistiken und anderes erstellt. Sofern Sie über unsere Seite presseweller.de oder buch-juwel.auf diese Seite gekommen sind: Auf diesen Seiten werden uns ebenfalls Statistiken zu Aufrufzahlen, Browsern, Länderherkunft u.a. zur Verfügung gestellt. Auf unseren o. a. Seiten haben wir auf den Datenschutz zu unseren Homepages und zu anderen Foren hingewiesen und darauf, dass Sie sich mit Anklicken dieser Seiten mit den Bedingungen einverstanden erklären. Von uns selbst werden Ihre Daten nicht verwendet und nicht weitergegeben. Ihre persönlichen Daten werden uns nur bekannt und genutzt, wenn Sie eine Anfrage stellen und wir sie beantworten. Ähnlich ist es, wenn Sie einen Kommentar hinterlassen. 

                                                                       ------------------------------------------------



Gern trinken wir unseren Kaffee früher wie heute gemütlich im Sitzen. (Foto (c) 2019 presseweller)


Mai 2019. Wie wir im Fernsehen sehen und hören, ist die Welt voller Papp- und Plastikbecher – von Milliarden wird geredet. Das soll nicht gut für die Umwelt sein, weil die Dinger überall rumliegen und entsorgt werden müssen. Außerdem müssen die Becher produziert werden, ob aus Plastik oder Pappe.Die Leute reden von „Kaffee To Go“, also Kaffee (trinken) beim Gehen. Früher brauchten wir so etwas nicht und vor 20 Jahren und bis heute auch noch nicht.

Statt gemütlich eine Tasse Kaffee zum Frühstück, nachmittags oder auf der Arbeit in der Pause zu trinken, machen das viele jetzt unterwegs. Sie haben es vielleicht eilig. Aber warum? Ja, die Zeiten sind „schnelllebig“, aber Zeit kann man sich trotzdem nehmen.
Als Kinder waren wir es gewohnt, zu Hause zu frühstücken, mittags zu essen und abends. Manches Mal auch noch nachmittags ein Brot mit Marmelade. Alles Geschirr wird gewaschen und das nächste Mal sowie oft über zig Jahre wieder verwendet. Wenn wir zum Fußballspielen gingen, bekamen wir eine Flasche mit Milch oder Wasser mit oder ein Gemisch aus Wasser, Essig und Zucker. Schmeckte gut. Das tranken wir aber nicht unterwegs, sondern bei einer Pause, wenn wir auf der Wiese oder Mauer saßen. Die leere Flasche nahmen wir wieder mit nach Hause, statt sie irgendwo abzulegen. Nur ab und zu, wenn wir einmal eine Mark in der Tasche hatten, gingen wir zum Geschäft, kauften eine Cola und ein Brötchen und tranken und aßen das auf der Treppe vor dem Geschäft. Auf die Idee, das beim Gehen oder Laufen zu machen, kamen wir erst gar nicht. Klar, die leere Flasche gaben wir wieder ab oder nahmen sie mit nach Hause. 

Auf der Arbeit
Als wir zur Arbeit mussten, gingen wir zu Fuß – weil die Arbeitsplätze damals noch oft in der Nähe waren – , fuhren mit dem Bus oder Fahrrad. Wir hatten zu Hause gefrühstückt und aßen und tranken in den Pausen. Wieder daheim, gab es bald Abendessen. Es hat also insofern an nichts gefehlt. Das hat bis weit in die Zweitausender Jahre und bis jetzt bei uns so angehalten. Wir finden es weitaus gemütlicher, an einem festen Ort zu essen und zu trinken, als beim Gehen. Deshalb brauchen wir auch keine Plastik- oder Pappbecher. Manche mögen es anders sehen. Es ist eben wie bei vielen Dingen so: Modern ist längst nicht immer auch besser. (Georg Hainer)

*Hinweis für Siegerländer, die an Mundart interessiert sind: Auf dem Blog "Seejerlänner" gibt es die Geschichte auch in Sejerlänner Platt":  http://siegerland-blog-juwel.blogspot.com/2019/05/mr-bruchden-kenn-bappbechr-un-kaffee-to.html

Auf den Seiten von presseweller.de finden Sie Magazine, Reiseberichte, Auto-Tests und mehr. Zugang ohne Anmeldung möglich.

Donnerstag, 9. August 2018

Frühe Heirat damals: Waren wir doof? Nein!

Hinweis zum Datenschutz: Auf diesen Seiten werden vom Betreiber des blogger-Portals Cookies gesetzt, Statistiken u. a. erstellt. Sofern Sie über unsere Seite presseweller.de auf diese Seite gekommen sind, haben wir dort auf den Datenschutz hingewiesen und darauf, dass Sie sich mit Anklicken dieser Seiten mit den Bedingungen einverstanden erklären. Von uns selbst werden Ihre Daten nicht verwendet und nicht weitergegeben. 



Man kommt sich oft schon in jungen Jahren näher. Da ist Zuneigung im Spiel. (Bilder, Repros: (c) presseweller/ wellSi-made)

Seit den 1970er-Jahren hat sich viel verändert – weniger Eheschließungen, mehr Scheidungen


August 2018. (DiaPrw). In den 1950er- und 1960er-Jahren herangewachsen ans und ins Volljährigkeitsalter (früher 21, heute 18 Jahre), erlebten wir eine Kindheit und Jugend, die schon allein in jeder Wohnstraße vom gemeinsamen Spiel von Mädchen und Jungen bestimmt war. Es wurden eben noch weit mehr Kinder geboren als heute. Das gemeinsame Erleben setzte sich in der Volksschule und anderen Schulformen fort, sofern es keine Geschlechtertrennung gab, und im Konfirmations- und Kommunionsunterricht. Durch die Schule, Freizeiten, Gruppentreffen sowie gemeinsamen Sonntagsnachmittags-Kaffee-Kuchenrunden, Feiern und Ausflüge mit befreundeten Familien lernten wir auch andere Kinder und, später in der Ausbildung, Jugendliche kennen. Wenn sich die Gelegenheit bot und man sich sympathisch fand, „bändelte“ man bereits in der frühen Jugend an. War der Funke intensiver übergesprungen und hatte beiderseits ein innerliches Feuer ausgelöst, kamen schon bald Einzeltreffen und etwas später die Überlegungen zu einem fortan gemeinsamen Leben. Da waren wir nicht blauäugig, sondern da spielten die Geheimnisse des Lebens mal wieder eine Hauptrolle. Viele heirateten nach beruflichem oder schulischem Ausbildungsende bereits im Alter zwischen etwa 18 – mit zwingender Erlaubnis der Eltern – und rund 25 Jahren.

„Zusammen durchs Leben gehen“, das war der Wunsch, und zwar unabhängig davon, dass wir in den eigenen Familien ein gutes und fürsorgliches Zuhause hatten. Bis zur Heirat lebte ohnehin jeder noch bei seinen Eltern. So wie bei uns, gingen die „festen“ Freundinnen und Freunde nicht mehr alleine aus, sondern als Pärchen. Man kannte sich ohnehin aus dem Wohngebiet oder lernte den Partner oder die Partnerin des Freundes oder der Freundin kennen. Und wir hatten immer viel Spaß. In Siegen gab es zum Beispiel „Tanz für die Jugend“ in einem Saal der Siegerlandhalle. Nach und nach eröffneten Diskotheken, in den wir uns von angesagter Musik unterhalten ließen und tanzten, was gerade aktuell war. Bei den älteren Brüdern war es der Rock‘ n‘ Roll, bei uns schon der Twist.

Früh gefreit, nicht bereut: Hochzeit damals
Dem Motto „Drum prüfe, wer sich ewig bindet ...“ nach lief die Beziehung nicht bereits nach ein paar Wochen, sondern nach Monaten und oft Jahren Richtung Heirat. Davor aber stand die Verlobung mit Feier. In unserem Umfeld waren die jungen Männer 21 bis etwa 24, die jungen Frauen um die 20. Ein Freund, etwas jünger als ich, heiratete zuerst. Wir selbst waren 22 und 20 zur Hochzeit, ein anderer Freund, ein Jahr älter, heiratete das Jahr danach. Die Freunde, die studierten, folgten etwas später. Laut der Webseite statista.com nach- wie alle folgenden Daten – lag das Durchschnittsalter im Jahr 2016 bei 31,5 Jahren, Männer 34 Jahre. In diesem Alter hatten wir bereits einen Teil des gemeinsamen Lebens genossen, und unser Kind war schon 13. Wie schön!

Kirchliche Trauung
Da zur „Familiengründung“ damals für viele ein Kind gehörte, kam meist ein bis zwei Jahre nach der Hochzeit der Nachwuchs. Manche bekamen mehrere Kinder. Im Jahr 1970 wurden in Deutschland pro Jahr noch über 575.000 Ehen geschlossen, 2017 waren es – nach leicht steigender Tendenz aus den Vorjahren – noch knapp 407.500 in Gesamtdeutschland.


An die kirchliche Trauung schloss sich die Hochzeitsfeier an. 


Da alle in unserem Umfeld früher einer Kirche angehörten, war neben der schnell abgehakten gesetzlich-behördlichen Beurkundung im Standesamt die kirchliche Trauung am wichtigsten. Beim feierlichen Gottesdienst mit Eltern, Geschwistern, Verwandten und Bekannten verinnerlichten wir das „Ja“, das mit „in guten und schlechten Zeiten“ und „bis dass der Tod euch scheidet“ verbunden war. Nach der Trauung schloss sich die Hochzeitsfeier an! Ein Familienfest stand ebenfalls wieder zur kirchlichen Taufe des Nachwuchses an.
In unserem größeren Kreis hatten, wie bei Eltern und Verwandten und von wenigen Ausnahmen abgesehen, die Ehen Bestand. Die Scheidungsrate war damals weit geringer als heute. Dennoch gab es Einzelfälle, in denen sich Eheleute sogar noch nach der Silberhochzeit scheiden ließen. In unserem Umfeld hielten die meisten Ehen und halten noch nach über 30, 40 und 50 Jahren, wenn inzwischen auch bei manchen der Tod ein Ende gesetzt hat. Silberhochzeit, goldene und sogar diamantene Hochzeit konnten einige im Bekannten- und Verwandtenkreis noch gemeinsam erleben. Wie wundervoll. Waren sie ehedem alle unmodern und haben vergessen, sich selbst zu verwirklichen?

Passt nicht, geht nicht/ Papa nicht da, Mama nicht da
Lag 1970 die Zahl der Scheidungen noch bei knapp über 18 Prozent, wird sie für 2017, seit wenigen Jahren leicht rückläufig, mit über 32 Prozent angegeben, rund 153.500. Das Leben ist nicht immer ein Zuckerschlecken, es gibt gute und schlechte Zeiten, Höhen und Tiefen. Nach heute meist zehn Schuljahren, häufig Abitur und universitärer Bildung muss jeder auch wissen, dass sich diese sexuelle Glut nach und nach in ein glimmendes Feuer zwischen den Partnern verwandelt. So spielt die Natur mit uns. Eine Ehe macht außerhalb dieser Thematik doch aus, Täler ebenso gemeinsam zu durchschreiten wie Gipfel zu erklimmen. Kompromisse sind gefragt. So viele Jahre waren die Medien voll mit Beiträgen zur „Selbstverwirklichung“ und zu „innerer Befreiung“, „Karriere“ und vielem mehr. Wenn das so persönlich im Blickpunkt steht, ist zu überlegen, ob man überhaupt eine Ehe eingeht. Gerade wenn Kinder da sind, gehören ein hohes Maß an Verantwortung und stets auch Kompromissbereitschaft in den Vordergrund. Wer meint, dass etwas anderes für ihn wichtiger ist, na bitte. Sofern Kinder im Spiel sind, ist stets zu bedenken, wie der Nachwuchs mit solch einer Trennung fertig wird – Mama nicht da, Papa nicht da, alles nur im Mehrwochenrhythmus. Wenn das so ist, frage ich dann doch: „Ist das modern?“. Ich hätte dann lieber darauf verzichtet und will als unmodern gelten.

Heute reicht oft ein Einkommen nicht
Das Familienleben ist ebenfalls gesellschaftlich angeknackst. In früheren Zeiten konnte ein Verdiener, ob Mann oder Frau, noch die ganze Familie ernähren. Angesichts hoher Mieten und allgemeiner Kostenbelastung wird das immer schwieriger. Wir wundern uns und empfinden es im Nachhinein als sehr gut, dass sich unsere Eltern und unsere Generation trotz nur eines völlig normalen Gehalts oder Lohns in üblichen Berufen, auch ohne universitäre Bildung, in der Industrie, im Handwerk, bei öffentlichen Arbeitgebern und anderen die Versorgung der Familie leisten konnten! Ab so Mitte/ Ende der 1950er-Jahre waren auch Reisen „drin“, und bald stand das eigene Auto vor der Tür. Selbst in unserer Generation klappte das alles noch. Diese Zeiten, in denen alles mit einem Lohn funktionierte, scheinen bereits schon länger vorbei zu sein, sofern man nicht überproportional verdient oder vermögend ist. 

Waren wir also doof zu unserer Zeit, früh zu heiraten? Nein, unsere Kinder waren schon Jugendliche, als wir selbst noch jung waren. Heute sind Eltern bereits weitaus älter. Wir konnten trotz und wegen der Kinder unsere Zeit genießen, auch wenn es kaum KiTas gab, die wir aber auch gar nicht brauchten. Unmodern oder zu blauäugig waren wir zur damaligen Zeit absolut nicht, weil es so Alltag war – und der war und ist weit weniger stressig als der heutige, wie wir ihn oft aus Erzählungen mitbekommen.  Jürgen Weller

PS: Der Text geht darauf ein, wie wir es kennen. Jeder mag wieder andere Erfahrungen haben. Klar wissen wir, wenn wir von Frau und Mann schreiben, dass inzwischen auch gleichgeschlechtliche Ehen möglich sind. Verschiedene Aspekte werden dort ähnlich sein.

(Repros, Abbildungen: © presseweller)

Ein paar kurze geschichtlich-politische Hinweise zu den Zeiten: In den 1950er-Jahren war - bis 1963 - Konrad Adenauer (CDU) Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland (also West). Es war eine Koalitionsregierung. Bundespräsident war Theodor Heuss (FDP). Wirtschaftsminister war Ludwig Erhard, mit dem wir den Aufschwung in den 1950ern und das "Wirtschaftswunder" verbinden. Es "lief" wieder! 

In den 1970er-Jahren, seit 1969 - bis 1982 - regierte die SPD als Koalitionsregierung, auch als sozial-liberale Koalition bekannt. Bundeskanzler waren Willi Brandt und Helmut Schmidt. Bundespräsident war 1969 bis 1974 Gustav Heinemann (SPD). (*Abgesehen von den bekannten Namen unserer Zeit haben wir Einzeldaten wikipedia.org und taschenhirn.de entnommen). 


Samstag, 25. März 2017

Innere Uhr tickt anders: Sommerzeit kommt






Umstellung in der frühen Nacht am 26. März 2017


24. März 2017. Siegen (DiaPrW). Die „richtige Zeit“, die heute als Winterzeit bezeichnet wird, geht ihrem Ende zu. Nun kommt mal wieder die so genannte „Sommerzeit“, bei der die Uhren um eine Stunde vorgestellt werden. In diesem Jahr ist das auf der Nacht von Samstag (25. März) auf Sonntag (26. März). Offiziell erfolgt das Vorrücken der Uhr von 2 auf 3 Uhr. Normalerweise wird das jeder bereits abends beim Zubettgehen machen. Die Politik scheint nach wie vor nicht bereit, diese nicht unumstrittene Umstellung abzuschaffen.

Ein Landwirt erzählte uns schon vor Jahren, dass seine Kühe die Zeitumstellung als wohl merkwürdig empfinden würden, weil sie ihre festen Melkzeiten „gespeichert“ hätten. Sie guckten so, als wollten sie nicht glauben, dass sie nun schon ihre Milch abgeben müssten. Aber die Menschen sind von früherem Aufstehen, Änderung des Tages-Rhythmus' und vielem anderen ebenfalls betroffen.

Hallo Kinder – Aufstehen!

Die Zeitumstellung wirkt auf den menschlichen Körper ein. Es ist eine Umstellungsphase erforderlich, weil die viel wichtigere „innere Uhr“ anders tickt. Bei den einen geht das relativ problemlos, andere haben erst einmal Mühe damit. Klar, das Schulkind, das sonst vielleicht um 7 Uhr zum Schulbeginn aufsteht, muss nun – nach normaler Zeit – bereits um 6 Uhr aufstehen. Es ist auch entsprechend dunkler. Das Gegenargument von vielen ist: Dafür ist es abends länger hell. Ja, ja, das heißt aber auch, dass dem einen oder anderen wegen der Helle das Einschlafen schwerer fällt. Der Körper ist von Hormonen gesteuert und da spielt unter anderem das „Schlafhormon“ Melatonin eine wichtige Rolle. Zum Teil liest man auch von Ärzten, dass sie dafür sind, die Zeit nicht umzustellen. Schließlich muss sich der Körper jetzt im Frühjahr und dann im Herbst nochmals umstellen. In diesem Jahr erfolgt der Wechsel am 29. Oktober.

Immer wieder einmal

Seit Jahrtausenden nutzen Menschen den Sonnen- und Mondstand, um sich Tage, „Monde“ und Jahre einzuteilen. Änderungen der Zeitläufe mit „besonderen Zeiten“ wie seit 1980 in Deutschland mit „Sommerzeit“ gab es aus den verschiedensten Gründen in der Geschichte bereits häufiger.

Im Jahre 1980 war, wie es damals hieß, einer der Gründe, dass mit der Umstellung Energie gespart werden könnte. Bei allem, was man gelesen hat und liest, schien das wohl ein Irrglaube zu sein. Trotzdem kommt keine Änderung. Eindeutige Begründungen hört man kaum. Auf Deutschland und die Sommerzeit bezogen, werden Fahrpläne und Co. sicher kein Thema sein, denn zurzeit ist allein durch die Zeitänderung zweimal im Jahr eine Generalumstellung erforderlich. (jw)

Autor Jürgen Weller nimmt mehrmals im Jahr zu gesellschaftlichen und politischen Themen Stellung. Sie sind allgemein gehalten sowie mit Hintergrund aus Medienveröffentlichungen und Eigenansichten. Irrtum bleibt stets vorbehalten. In verschiedenen Magazinen des Verlags Buch-Juwel und Beiträgen stellt er auch Szenerien aus den 1950er- bis 1970er-Jahren vor.  

Samstag, 26. November 2016

Ganz anders: Erinnerungen an die Adventszeit


Das erste Adventslicht, die Weihnacht rückt näher. (Foto: presseweller)



In der warmen Stube im sanften Lichterschein sitzen und
zusammen Weihnachtslieder singen

Advent 2016. (presseweller). Man mag ein Zitat aus einem Gedicht anführen „Oh, wie war es doch so ehedem ...“, wenn man an die Adventszeit früher und vor allem die Adventssonntage denkt. Lag doch vom 1. Advent an eine besondere Stimmung im Haus, und auch in Nachbarschaft und Ort schien es, als sei nun eine besondere Zeit. Dezenter vorweihnachtlicher Schmuck mit Kerzen und Tannenzweigen schmückte die Wohnung, und hier da gab es an Fenstern einen Schwibbogen oder eine Pyramide mit kleinen Figuren und Engeln. Wie wundersam.
Die Eltern, zu unserer Zeit meist die Mütter, hatten alles hergerichtet, für ein „stimmungsvolles Ambiente“ gesorgt, wie man heute sagen würde. Die Kinder in der Straße waren mit Spielen beschäftigt, aber auch damit, was man sich vom Christkind wünschen könne. „Was hast du denn im Wunschzettel aufgeschrieben?“ fragten wir uns gegenseitig und natürlich auch „Meinst du, dass du alles bekommst?“ Wir wussten damals selbst, dass längst nicht alles ging. Schließlich war in den Nachkriegsjahren bis Ende der 1950er das Einkommen bei meist einem „Verdiener“ nicht so üppig, als dass man aus dem Vollen schöpfen konnte. Mit dem Wunschzettel war es verschieden. Mal wurde er auf die Fensterbank gelegt, mal den Eltern oder sonst oft dem Nikolaus abgegeben.
Die Eltern hatten zu tun: Besorgungen machen, nach Geschenken Ausschau halten. Anders als heute gab es nicht wie oft bereits seit dem Spätsommer/ Herbst Weihnachtssüßigkeiten und Co., sondern eben erst zur Vorweihnachtszeit. Und bei leckeren und dazu noch selbstgemachten Süßigkeiten fallen direkt die Plätzchen ein: Spritzgebäck, Halbmond- und Sterne-Plätzchen, Makronen und, und …! Für uns gehörte dieser besondere Backduft einfach zur Adventszeit einfach dazu. Das Haus war erfüllt davon. Das tat richtig gut.

Ruhige Adventssonntage

Zumindest am 1. Advent war ein Gottesdienstbesuch gemeinsam mit den Eltern und den Nachbarn angesagt – ja, auch in der Stadt. Zu Beginn der Feierlichkeiten zur kommenden Weihnacht sang man „Macht hoch die Tür, das Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit ...“. Bei jedem, der es miterlebt hat, wird das Lied fest im Kopf „eingeschrieben“ sein. Ruhig verlief der Tag, manchmal noch mit einem Waldspaziergang verbunden. Da hatten wir es in der Region Siegerland und Westerwald gut. Von vielen Wohngebieten aus liegen „dunkler Tann“ oder Mischwald nur ein paar Gehminuten entfernt. Aber bald am Nachmittag dämmerte es. Wir kamen in der Stube oder der großen Küche zusammen. Manchmal wurde zusammen gebastelt, ob Sterne aus Gold- oder Silberpapier falten oder aus Stroh zusammenfügen oder kleine bunte Gefäße mithilfe von Wasserglas herstellen: überall wieder anders. Der von den Eltern selbst gebundene Adventskranz, oft mit roten Schleifen und roten Kerzen, stand auf dem Tisch. Bald wurde das erste Licht angezündet. Im sanften Schein der Kerzen sangen wir Advents- und Winterlieder, ob „Macht hoch die Tür“, „Es kommt ein Schiff geladen ...“, oder ob „Leise rieselt der Schnee“. Wenn Bruder oder Schwester etwas älter und schon in der Schule waren, konnte es auch noch Blockflöten-Begleitung geben. Blockflöte spielen und Noten haben wir früher noch gelernt. In manchen Häusern gab es auch umfassendere Hausmusik. Das waren so romantische Abende ohne jede Hektik, voller familiärer Gemütlichkeit und dem noch Abwarten bis zum Heiligen Abend, das man sie nie vergisst. Ähnlich wie heute? Meist wohl nicht: „Ganz anders“. (Jürgen Weller)

Über die Seiten www.presseweller.de und buch-juwel.de finden Sie verschiedene Beiträge zu früheren Zeiten, Heimat, Siegerland und mehr. Zum neuen Siegerland-Buch "Riewekooche, Glonk un Alldaachsläwe" (ISBN 978-3-9818449-0-0, Buch-Juwel, beim Siegerländer Buchhandel anfragen) können Sie ohne Anmeldung auf www.buch-juwel.de auch eine Inhaltsbeschreibung aufrufen)

Dienstag, 25. Oktober 2016

Zeit der Trauer und der Erinnerungen: November


Zu den Totengedenktagen im Herbst werden die Gräber besonders hergerichtet und geschmückt.   (Fotos: (c) presseweller


Mit Allerheiligen und Ewigkeitssonntag der Verstorbenen gedenken


Siegen. Oktober 2016 (presseweller). Neblig-diesiges Wetter passt zum November und damit zur Zeit der Totengedenktage. „Mir ist es wichtig, auf dem Friedhof einen Platz mit dem Namen des Verstorbenen zu haben, um meiner Trauer Raum zu geben“, sagt Ilse* (66) wie viele andere. Dabei gibt es für die „letzte Ruhestätte“ heute viele Auswahlmöglichkeiten, beispielsweise vom klassischen Erdgrab über das Urnengrab und das Wiesengrab mit Tafel bis zur Bestattung in einem Wald, im Umkreis eines Baumes. Besonders gedacht wird der Toten an Allerseelen und Allerheiligen (1. November), vor allem bei katholisch Gläubigen, sowie am Ewigkeitssonntag, vielen besser bekannt als Totensonntag. Dieser eher von den evangelischen Christen begangene Tag hat keinen fixen Termin, liegt aber an einem Sonntag Ende November und orientiert sich zeitlich am 1. Advent.

Die Gräber von Angehörigen, Lebenspartnern, Freunden oder guten Bekannten sind Ziel der Friedhofsbesuche an diesen Gedenktagen. Man legt ein Bukett, eine Pflanzschale oder Blumen auf und zündet ein Licht an. Während pflanzlicher Schmuck vom ewigen Kreislauf des Lebens, dem Werden und Vergehen erzählt, ist es das Licht, das Helle ins Dunkle bringt. Bei allen Kriegen und Unruhen in der Welt ist das wichtiger denn je. Mit dem Grabbesuch kommen Erinnerungen auf und die innere Zwiesprache wie „Du bist zu früh gegangen“, „Was haben wir gemeinsam schon alles erlebt“, „Weißt du noch, wie wir gemeinsam mit Deiner Gitarrenbegleitung vor der ganzen Verwandtschaft gesungen haben?“, „Danke Papa, dass du mich so vieles gelehrt hast“, „Danke Mama oder Mutti, dass du immer für mich da warst!“ und so weiter und so weiter. „Immer, wenn ich ans Grab gehe und besonders an diesen Feiertagen, „erzählt Karin, „lebt ein Stück unseres gemeinsamen Lebens wieder bildhaft in mir auf. Ich glaube, Paul sieht das von oben auch und freut sich, dass ich an diese Zeiten und ihn denke.“


Lichter und Blumen schmücken die Gräber:"Ja ich bin da!"

Weitere „stille Tage“

In den November fällt ein weiterer Gedenk- und Glaubenstag, der Buß- und Bettag, der ebenfalls keinen festen Termin hat und in den meisten deutschen Ländern als offizieller Feiertag abgeschafft wurde. Das hat aber keine Glaubens- oder Kirchengründe.
Ebenfalls in den November, an einem Sonntag, aber wieder ohne festen Termin, da wiederum vom Advent abhängig, fällt der Volkstrauertag. Ursprünglich in Deutschland für die Kriegstoten gedacht, gilt er mittlerweile als Gedenktag für alle Kriegstoten sowie die Opfer von Gewaltherrschaften aller Nationen. Nein, nicht genug. Dazu müssen noch die Vermissten gezählt werden: Ehemänner, Söhne, Brüder, die nicht wiederkamen und deren Schicksale trotz Nachforschungen nicht selten bis heute unbekannt blieben. Schlimm!
An vielen Orten im In- und Ausland sind diesen Opfer der Kriege Denkmäler gesetzt, soweit bekannt mit Namen.
Angesichts der verworrenen Weltlage mit Terror, Unruhen und Kriegen oder Kriegsbeteiligungen unterschiedlichster Staaten, je nach Interessenlage, rückt dieser Feiertag wieder mehr ins Bewusstsein. Ja, dabei bleiben so manche zurück. 


Erinnerungen an die Kriegstoten, hier in Norddeutschland.


„Wo ich auch unterwegs war“, sagte mein Vater Ewald mir „habe ich in den Dörfern und Städten Friedhöfe besucht. Da kann man ablesen, wie die Menschen im Ort mit ihren Verstorbenen umgehen.“ Aus diesen Anschauungen schrieb er auch seine Erzählung „Memento mori“ … „Gedenke des Todes“ (oder auch gedenke des Sterbens) - wie es hier und da über Friedhofseingängen steht.
Bezüglich Friedhofsbesuchen halte ich es auch wie er, ob ich in Deutschland, im Osten, Westen, Süden oder Norden unterwegs bin. Weit, weit überwiegend ist es so, dass die Friedhöfe gepflegt, die Gräber geschmückt sind. Nicht nur zu den Totengedenktagen! 
Schön, wenn man sich „oben“ wiedersieht. (jw)

*Namen geändert

Mehr zu allgemeinen Themen können Sie unter dem Blog "Gesellschafts-Dialog" lesen. Aufrufbar ohne Anmeldung unter Magazine, Videos, Blogs auf http://www.presseweller.de
Auf der Magazin-Seite gelangen Sie auch zu verschiedenen weiteren Themen. 



Dienstag, 6. September 2016

Mecklenburg-Vorpommern und die Wahl



Politisch alles durcheinander nach der Wahl. Welche Koalition? Schweriner Schloss. (Foto: presseweller)



Grüne und NPD raus, AfD drin, SPD und Linke große Verluste, CDU nur unter 20 Prozent


Kommentar

Siegen. 6. September 2016. Die Wahl in Mecklenburg-Vorpommern ist vorbei, die Ergebnisse sind in Kürze schnell ausgemacht: Die Grünen sind wie auch die NPD raus, die SPD hat hohe Verluste, ist aber die klare Gewinnerin der Wahl, die Linken fahren noch etwas höhere Verluste als die SPD ein, und die CDU mit ihren Verlusten muss sich mit dem dritten Platz begnügen, weil die AfD von Null an auf ein höheres Ergebnis gekommen ist. Mit deutlich über 60 Prozent war die Wahlbeteiligung gut. Rechnet man auch die im Endeffekt „verlorenen Stimmen“ der Parteien von unter fünf Prozent hinzu, hat das sozialdemokratisch-linke Lager keine Mehrheit.

Geht es um das Thema „Verlust in der Wählergunst“ stehen Linke (minus „-“ 5,2 Prozent '%') vornean, gleich gefolgt von der SPD (- 5,0 %). Bei aller Freude der SPD-Anhänger muss man sehen, dass die Partei den zweithöchsten Verlust eingefahren hat. Die CDU muss – 4,0 % hinnehmen und fällt damit unter 20 Prozent, die Grünen haben mit 3,9 % etwas geringere Verluste. Aber die weitaus große Mehrheit hat sich gegen „Grün“ entschieden. Mit dem deutlichen Ergebnis unter 5,0 % (4,8) spielen sie auch in der Opposition nicht mehr mit. Die FDP legt 0,2 % zu, hat aber mit um die 3,0 Prozent keine Chance wie – mit Verlust – die NDP. Auf den Zuwachs bezogen ist die AfD die eindeutige Gewinnerin – von 0 auf über 21 %. Ein paar Ergebnisse dazu: SPD 30,6, AfD 21,8, CDU 19,0 und Linke 13,2 %. Alle Ergebnisse gemäß dem vorläufigen amtlichen Endergebnis vom 5. September – der Webseite landtag-mvp.de entnommen.

Was heißt das?
Bei diesen Zahlen sind wegen der – auf Kommunalebene in manchen Ländern schon niedriger angesetzten – Fünf-Prozent-Klausel zwei Regierungsbildungen möglich: SPD – CDU wie bisher und SPD – Linke. Insgesamt gesehen sind aber rot-rotes- und bürgerliches Lager in etwa gleichauf. Die Grünen konnten, da sie bisher in der Opposition waren, mit ihren Themen wohl kaum punkten. Die CDU anscheinend ebenso nicht. Es werden Bundesthemen wie das Thema Flüchtlinge ins Feld geführt, wobei von dieser Problematik Mecklenburg-Vorpommern kaum betroffen ist. Bundeskanzlerin Merkel engagiert sich nach meiner Ansicht intensiv, und wenn man sieht, welchen Einsatz sie und Außenminister Steinmeier zeigen, muss man sagen: „Die machen ihren Job richtig gut!“ Merkwürdig, dass da von SPD-Seite andere Töne kommen. Schließlich ist die SPD Teil der Regierung. Wenn sie jetzt, zu Wahlzeiten, anderes verlauten lässt, fragt man sich, warum sie alles mitgetragen hat!
Bei der AfD waren von Beginn an „Flüchtlinge“ ein Thema, aber sie hat nun auch andere Themen ins Spiel gebracht wie zum Beispiel mehr Bürgerbeteiligung. Bei „Flüchtlingen“ ist es nach unserem Verständnis eines „christlichen Abendlandes“ unsere Pflicht und Schuldigkeit, Menschen aufzunehmen, die vor Bombenterror und Zerstörung ihrer Häuser, Wohnungen und Orte fliehen. Es ist menschlich. Und die vielen Hilfsbereiten im Land haben gezeigt, dass es geht. Wie bei verschiedenen anderen Dingen liegt ein großes Problem dabei in der EU, in der es bis heute keine Einigung zur Verteilung asylsuchender Menschen gibt. Seit Beginn wurden Italien und Griechenland mehr oder weniger alleine gelassen mit der Problematik.

Mehr Bürgernähe
In Mecklenburg-Vorpommern und anderswo geht es für Bürger auch um ihre eigenen Probleme. Abgesehen von den Tourismusorten rund um die Küste werden Arbeitsplätze, ordentlicher Lohn und anderes Themen sein. Junge Leute kann man in Regionen nur binden, wenn es auch vernünftige Arbeitsmöglichkeiten gibt. Das beginnt bei der Ausbildung. Wenn die Wirtschaft bundesweit den verschiedenen Veröffentlichungen nach „händeringend“ nach Fachkräften und mittlerweile Auszubildenden sucht, muss sie es selbst verstärkt in die Hand nehmen. Die Politik kann hier nur unterstützen. In Deutschland gibt es wahrscheinlich noch viele, die gut aus- und weitergebildet sind, aber bei der Jobsuche unter anderem an der Altersfrage scheitern.
Menschen im Niedriglohnsektor, die vielleicht noch aufstocken müssen, und Arbeitslose, die von Arbeitslosengeld 2 leben, immer noch „Hartz 4“ genannt und seinerseits unter der SPD-Bundesregierung als „Fortschritt“ eingeführt, können meist nur zusehen, wie andere an diesen schönen Ostseestränden Mecklenburg-Vorpommerns Urlaub machen. Frustrierend.
Die Politik oder die schon oft so bezeichnete „politische Klasse“ scheint weit weg von den Bürgern. Es genügt wohl nicht, nur zu Wahlzeiten „unters Volk“ zu gehen, sondern auch sonst präsent zu sein, Dinge klar zu erläutern und sich der Sorgen und Nöte der Bürger anzunehmen. Parlamentarier, denen die Bürger einen „Auftrag“ gegeben haben, und Behörden als Ausführungsorgane sind gefordert, „bürgernah“ oder „bürgernäher“ zu sein. Was da alles so läuft, ist häufig in Fernseh-Magazinsendungen zu sehen. Oft genug fragt man sich: „Gibt's das in unserem Staat?“

Der weit umfangreichere Einbau von direkter Bürgerbeteiligung, fachlich plebiszitärer Elemente wie im Demokratie-Vorbild Schweiz, sind einfach dazu gemacht, Bürgern tatsächlich mehr Einfluss auf Entscheidungen zu geben, sich mit Themen zu beschäftigen und mitbestimmen zu lassen. Dem Demokratieverständnis nach sollte das Volk der Souverän sein!                      Jürgen Weller

Montag, 15. August 2016

Neue Zigarettenschachteln ohne Angaben


Ist diese EU-Vorgabe mit Bildern nun ein Fortschritt? / Mangelnde Information zu wichtigen Schadstoffen


Kommentar

Siegen. August 2016. Da liegen sie nun neben noch alten Packungen in den Regalen: Zigarettenpackungen mit der neuen Umhüllung. Die EU-Verordnung ist umgesetzt. Ob gut, wird man eventuell in einigen Jahren wissen, je nach Umfragen und Untersuchungen zum tatsächlcih geänderten Verhalten. Zum Teil ist diese nahezu Totalumhüllung, durch die manchmal auch erst der Markenname gesucht werden muss, eher schlecht. Zumindest auf den hier vorliegenden Packungen ist die Angabe zu den Inhaltsstoffen Nikotin, Kohlenmonoxid und Teer verschwunden. Was soll das? Eine deutliche Verschlechterung!

Es ist gut, wenn über die Gesundheitsfahren zum Rauchen aufgeklärt wird, manche es dadurch aufgeben und Jugendliche gar nicht erst zum Glimmstängel greifen. Private Umfragen hier im kleinsten Kreis bei Rauchern und ehemaligen Rauchern zur neuen „Umverpackung“ mit wohl in jeder Hinsicht aufwändigerem Vierfarbdruck, ergaben meist: Diese Bilder interessieren sie nicht! Manche haben schon früher spezielle Umhüllungen, Zigarettenpackungen-Täschlein, gekauft. Wahrscheinlich wird es jetzt und bald noch mehr Nutzer solcher „Etuis“ geben. Die Firmen, die das herstellen, werden sich freuen. Klar, es wird seit Jahrzehnten über die Gefahren des Rauchens aufgeklärt, es gab Tabaksteuererhöhungen und Co. Unabhängig von diesen Bildern scheint es so zu sein, dass junge Leute weniger zum Glimmstängel greifen und die Zahl der Raucher insgesamt zurückgeht. Das ist gut.

Änderungen bei regelmäßigen Rauchern? 

Es ist anzunehmen, dass sich die Mehrheit der Konstant-Raucher kaum von solchen Verpackungen beeindrucken lässt. Über die Gefahren wird seit Jahren aufgeklärt, zu den Positiv-Effekten des Nichtrauchens eher weniger oder beiläufig im Rahmen der per "Zeigefinger" dargestellten Negativwirkungen. Aber das sei einmal dahingestellt. Es gibt ein großes Manko bei den neuen Verpackungen. Wer hier und da selbst versucht, ob er einmal eine vom Zug und den Inhaltsstoffen her leichtere Zigarette probiert, hat nun ein Problem. Ja, anders als bei verpackten Lebensmitteln und Co. gibt es auf den vorliegenden Packungen gar keinen Hinweis mehr. Weg! Auf Kosten eines Allgemeinspruchs, dass jede Zigarette insgesamt so und so viele schädliche Inhaltsstoffe enthält. Was ist da wieder einmal gemacht worden? Was haben sich die Verantwortlichen der EU dabei gedacht? Einer zu krummen Banane sieht man ja an, dass sie stark gebogen ist und trotzdem schmeckt, einer Zigarette sieht man nun eben nicht an, wie hoch der Anteil relevanter Inhaltsstoffe ist – völlig unabhängig davon, ob das Rauchen insgesamt eher schädlich ist. Aber es geht um das persönliche Empfinden leichteren oder intensiveren Zugs. Ja, ein Raucher spürt diese Unterschiede!



Gute Regelung früher, Angabe wichtiger Schadstoffe. Dieser Hinweis scheint nun zu fehlen. (Foto: presseweller)

Leichter oder starker Zug?

Da ich Zigarettenwechsler bin, interessiert es mich, ob ein Glimmstängel acht oder nur sechs Milligramm (mg) Teer enthält, neun mg Kondensat oder nur sechs oder 0,5 mg Nikotin oder weniger. Wie man die neue Schachtel auch dreht: Man wird nicht fündig. Ohne diese Angaben kann man die wohl aufwändigeren Aufdrucke wohl kaum „gut gelungen“ nennen.

Es ist erfreulich, dass die Zahlen der Raucher oder zumindest der Tabakwarenkäufer in den vergangenen Jahren zurückgegangen ist, das war aber noch vor der „Bilderzeit“. Wenn diese neuen Verpackungsvorgaben etwas zusätzlich bewirken, ist es gut. Dennoch sollte kein Weg daran vorbeiführen, auch wieder die wichtigsten Schadstoffe in Prozentzahlen aufzuführen. Vielleicht fällt den Verbraucherschützern etwas ein: auf Lebensmittelverpackungen und Co. Inhaltsangaben, auf Zigarettenpackungen nicht? Merkwürdig, aber richtig? Schließlich werden sich auch längst nicht immer nachvollziehbare EU-Vorgaben ändern, revidieren oder zumindest verbessern lassen. (jw)