Das erste Adventslicht, die Weihnacht rückt näher. (Foto: presseweller)
In
der warmen Stube im sanften Lichterschein sitzen und
zusammen Weihnachtslieder singen
Advent 2016.
(presseweller). Man mag ein Zitat aus einem Gedicht anführen „Oh,
wie war es doch so ehedem ...“, wenn man an die Adventszeit früher
und vor allem die Adventssonntage denkt. Lag doch vom 1. Advent an
eine besondere Stimmung im Haus, und auch in Nachbarschaft und Ort
schien es, als sei nun eine besondere Zeit. Dezenter
vorweihnachtlicher Schmuck mit Kerzen und Tannenzweigen schmückte
die Wohnung, und hier da gab es an Fenstern einen Schwibbogen oder
eine Pyramide mit kleinen Figuren und Engeln. Wie wundersam.
Die Eltern, zu
unserer Zeit meist die Mütter, hatten alles hergerichtet, für ein
„stimmungsvolles Ambiente“ gesorgt, wie man heute sagen würde.
Die Kinder in der Straße waren mit Spielen beschäftigt, aber auch
damit, was man sich vom Christkind wünschen könne. „Was hast du
denn im Wunschzettel aufgeschrieben?“ fragten wir uns gegenseitig
und natürlich auch „Meinst du, dass du alles bekommst?“ Wir
wussten damals selbst, dass längst nicht alles ging. Schließlich
war in den Nachkriegsjahren bis Ende der 1950er das Einkommen bei
meist einem „Verdiener“ nicht so üppig, als dass man aus dem
Vollen schöpfen konnte. Mit dem Wunschzettel war es verschieden. Mal
wurde er auf die Fensterbank gelegt, mal den Eltern oder sonst oft
dem Nikolaus abgegeben.
Die Eltern hatten zu
tun: Besorgungen machen, nach Geschenken Ausschau halten. Anders als
heute gab es nicht wie oft bereits seit dem Spätsommer/ Herbst
Weihnachtssüßigkeiten und Co., sondern eben erst zur
Vorweihnachtszeit. Und bei leckeren und dazu noch selbstgemachten
Süßigkeiten fallen direkt die Plätzchen ein: Spritzgebäck,
Halbmond- und Sterne-Plätzchen, Makronen und, und …! Für uns
gehörte dieser besondere Backduft einfach zur Adventszeit einfach
dazu. Das Haus war erfüllt davon. Das tat richtig gut.
Ruhige
Adventssonntage
Zumindest am 1.
Advent war ein Gottesdienstbesuch gemeinsam mit den Eltern und den
Nachbarn angesagt – ja, auch in der Stadt. Zu Beginn der
Feierlichkeiten zur kommenden Weihnacht sang man „Macht hoch die
Tür, das Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit ...“.
Bei jedem, der es miterlebt hat, wird das Lied fest im Kopf
„eingeschrieben“ sein. Ruhig verlief der Tag, manchmal noch mit
einem Waldspaziergang verbunden. Da hatten wir es in der Region
Siegerland und Westerwald gut. Von vielen Wohngebieten aus liegen
„dunkler Tann“ oder Mischwald nur ein paar Gehminuten entfernt.
Aber bald am Nachmittag dämmerte es. Wir kamen in der Stube oder der
großen Küche zusammen. Manchmal wurde zusammen gebastelt, ob Sterne
aus Gold- oder Silberpapier falten oder aus Stroh zusammenfügen oder
kleine bunte Gefäße mithilfe von Wasserglas herstellen: überall
wieder anders. Der von den Eltern selbst gebundene Adventskranz, oft
mit roten Schleifen und roten Kerzen, stand auf dem Tisch. Bald wurde
das erste Licht angezündet. Im sanften Schein der Kerzen sangen wir
Advents- und Winterlieder, ob „Macht hoch die Tür“, „Es kommt
ein Schiff geladen ...“, oder ob „Leise rieselt der Schnee“.
Wenn Bruder oder Schwester etwas älter und schon in der Schule
waren, konnte es auch noch Blockflöten-Begleitung geben. Blockflöte
spielen und Noten haben wir früher noch gelernt. In manchen Häusern
gab es auch umfassendere Hausmusik. Das waren so romantische Abende
ohne jede Hektik, voller familiärer Gemütlichkeit und dem noch
Abwarten bis zum Heiligen Abend, das man sie nie vergisst. Ähnlich
wie heute? Meist wohl nicht: „Ganz anders“. (Jürgen Weller)
Über die Seiten www.presseweller.de und buch-juwel.de finden Sie verschiedene Beiträge zu früheren Zeiten, Heimat, Siegerland und mehr. Zum neuen Siegerland-Buch "Riewekooche, Glonk un Alldaachsläwe" (ISBN 978-3-9818449-0-0, Buch-Juwel, beim Siegerländer Buchhandel anfragen) können Sie ohne Anmeldung auf www.buch-juwel.de auch eine Inhaltsbeschreibung aufrufen)