Es war schon früher so: Kinder freuten sich, "bei Mama" und Papa zu sein. So ist es wohl immer noch. Der Kleine hat gut lachen, weil er natürlich auch mit eineinhalb Jahren und bis über fünf Jahre zu Hause bei den Eltern und beim Bruder war. Die sitzen übrigens fröhlich gegenüber. (Repro/Mont.: presseweller)
Schon immer schön: zu Hause „groß“ werden
Kommentar
23. Juli 2015.
(dialogprw). Zu Hause, in der Familie bei Vater und Mutter und
eventuellen Geschwistern, groß werden, so haben es viele sehr
positiv vor und auch nach dem Krieg seit den 1950er- und bis in die
1970er-Jahre kennengelernt. Ein gutes Gefühl. Das vor wenigen Tagen ergangene Urteil der
Bundesverfassungsrichter ist wie ein „Schlag ins Gesicht“ für
diejenigen, die etwas sehr Wichtiges machen: ihre Kleinstkinder bis zum Alter von drei Jahren zu Hause selbst betreuen und vor allem „umsorgen“. Das ist immer noch etwas völlig anderes als in Kitas (Kindertagesstätten) oder bei Tagesmüttern, wenn sicher auch dort die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihr Bestes
zum Wohl der Kleinen geben.
Meine
Nachkriegsgeneration – und zum großen Teil auch die
Folgegeneration - kennt das noch: Wir waren nicht nur bis zum Alter
von drei Jahren, sondern darüber hinaus zu Hause. Die spätere
Möglichkeit, in den Kindergarten zu gehen, wurde längst nicht von
allen genutzt. Zu Hause gab es Schwester und/ oder Bruder, auf der
Straße waren viele Kinder zum Spielen. Familiensinn hieß damals,
dass vorwiegend die Mutter – in Ausnahmefällen – der Vater zu
Hause war. Schwieriger war die Situation für Alleinerziehende. Das
traditionelle für mich und viele andere optimale Familienbild wird
vielleicht irgendwann noch einmal ein Vorbild sein. Nein, Geld gab es
früher keines dafür. Es gab sogar Zeiten, da gab es noch nicht einmal Kindergeld! Es gab aber auch noch keine Kitas. Das Betreuungsgeld für die Eltern, die das
Wichtigste machen, ihre Kinder zu Hause umsorgen, ist gut und ein kleiner und gerechter Ausgleich zu den überwiegend von der Allgemeinheit getragenen Kitakosten. Schließlich fällt im Endeffekt für den Steuerzahler einiges an. Das Betreuungsgeld ist eine Anerkennung für die Familien, in denen Mutter oder Vater die Betreuung übernehmen. Daher
muss ich in diesem Fall, wie sicher viele andere, der CSU unbedingt
beipflichten, obwohl ich mich sonst politisch neutral in Blogs und
Co. verhalte.
Der Ball liegt bei
den Ländern
Die Richter haben
sich der Argumentation des Landes Hamburg angeschlossen. Danach wäre
diese wichtige gesellschaftliche Aufgabe zu Kindererziehung und
Betreuungsgeld Ländersache. Rein verfassungsrechtlich wird es danach
dann wohl so sein. Welche Instanz gäbe es jetzt noch, diese Rechtsauffassung prüfen zu lassen? Wenn das aber so ist, muss man sagen, dass es wohl "handwerkliche Fehler" bei der Gesetzgebung gab, die aber dennoch eine Mehrheit im Parlament gefunden hatte. Sofern es keine Einigung unter den derzeitigen
Länderregierungen gibt, die sich zum großen Glück nach Wahlen immer wieder
einmal verändern können, ist es denkbar, dass das Betreuungsgeld in
vielen Ländern abgeschafft wird. Das Vertrauen auf Rechtssicherheit ist, in diesem Fall bei den betroffenen Familien, einmal mehr dahin!
SPD- und Rot-Grün-regierte Länder sehe ich bei der Abschaffung vorne, worauf bereits die Aussagen von
Politikern wie aus NRW und Rheinland-Pfalz hindeuten. Man will das
dann „freie Geld“ lieber in Kitas und Frühkinderbetreuung
stecken. Ja, die klassische Familie wird immer öfter als
„überkommene Lebensform“ dargestellt. Auch aus
Unternehmerkreisen sieht mancher, dass die Mütter oder Väter erst
einmal dem Arbeitsmarkt entzogen wären. Dazu muss man sich
andererseits die Zahl der vielen Langzeitsarbeitslosen, jugendlicher
Arbeitsloser, an Minijobs und der Beschäftigten mit Zeitverträgen
anschauen. Wie es aussieht, wird zumindest Bayern, dieses Land, das
wirtschaftlich und neben aller Moderne in vielen tradierten Dingen
weit vorne liegt, diese Regelung meiner derzeitigen Auffassung nach
beibehalten. Das ist sehr zu hoffen. Vielleicht greifen einige andere
Länder auch auf dieses Modell für Familien zurück. Und Nachhilfe von Politikern
anderer Länder braucht Bayern gewiss nicht!
Fehlargumentation und Zukunft
Immer wieder ist dann von "geneigten Kreisen" auch die Argumentation zu hören,wie wichtig, durch Besuche von Kitas, Kindergärten gestärkt, die frühkindliche Bildung heute wäre. Kinder brauchen einige Jahre, um selbst ihre Umgebung zu entdecken, sich dies und das durch erste eigene Erfahrungen anzueignen, ins Leben zu finden. So wie ich es kenne, hatten zu meiner Zeit und später viele Kinder bei der Einschulung bereits erste Kenntnisse im Lesen und Schreiben. Zu Hause unter der Betreuung von Vater und Mutter angeeignet. Merkwürdig in diesem Zusammenhang: Gerade seitens der Wirtschaft werden seit Jahren, also in der "Neuzeit", auf wichtigen Gebieten "mangelnde Kenntnisse" der Azubis beklagt. Wo mag denn wohl da nun das Problem liegen?
Der Zukunftsblick in
Sachen Kita und auch solchen neuen Überlegungen nach - mit Nächtigungsmöglichkeiten für die
Kleinen - könnte so aussehen, dass der Weg nicht weit dahin ist,
irgendwann Babys bereits kurze Zeit nach der Geburt in solche
Einrichtungen zu geben. Ob das eine schöne Zukunft ist, sei einmal dahingestellt.
Damit keine
Missverständnisse aufkommen. Sicher haben Kitas und Kindergärten
ihre Berechtigung. Sie sind besonders für Alleinerziehende eine
große Hilfe und für diejenigen Familien, in denen beide Elternteile
arbeiten, aus Spaß, oder weil das Einkommen von einem Elternteil nicht ausreicht. Dazu könnte man sich - vor allem auch die Politik und Wirtschaft - auch nochmals Gedanken machen.
Mal sehen, wie das
Betreuungsgeld-Problem gelöst wird, wie Eltern, die so etwas
Wichtiges machen, wie ihre Kleinstkinder zu betreuen, wieder
Rechtssicherheit bekommen. J. Weller
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