Ist diese EU-Vorgabe mit Bildern nun ein Fortschritt? / Mangelnde Information zu wichtigen Schadstoffen
Kommentar
Siegen. August 2016.
Da liegen sie nun neben noch alten Packungen in den Regalen:
Zigarettenpackungen mit der neuen Umhüllung. Die EU-Verordnung ist umgesetzt. Ob gut, wird man
eventuell in einigen Jahren wissen, je nach Umfragen und Untersuchungen zum tatsächlcih geänderten Verhalten. Zum Teil ist diese nahezu Totalumhüllung,
durch die manchmal auch erst der Markenname gesucht werden muss, eher
schlecht. Zumindest auf den hier vorliegenden Packungen ist die
Angabe zu den Inhaltsstoffen Nikotin, Kohlenmonoxid und Teer
verschwunden. Was soll das? Eine deutliche Verschlechterung!
Es ist gut, wenn über die Gesundheitsfahren zum Rauchen aufgeklärt wird, manche es dadurch aufgeben und Jugendliche gar nicht erst zum Glimmstängel greifen. Private Umfragen
hier im kleinsten Kreis bei Rauchern und ehemaligen Rauchern zur neuen „Umverpackung“
mit wohl in jeder Hinsicht aufwändigerem Vierfarbdruck, ergaben
meist: Diese Bilder interessieren sie nicht! Manche haben schon früher
spezielle Umhüllungen, Zigarettenpackungen-Täschlein, gekauft.
Wahrscheinlich wird es jetzt und bald noch mehr Nutzer solcher
„Etuis“ geben. Die Firmen, die das herstellen, werden sich
freuen. Klar, es wird seit Jahrzehnten über die Gefahren des
Rauchens aufgeklärt, es gab Tabaksteuererhöhungen und Co. Unabhängig von diesen Bildern scheint es so zu sein, dass junge
Leute weniger zum Glimmstängel greifen und die Zahl der Raucher
insgesamt zurückgeht. Das ist gut.
Änderungen bei regelmäßigen Rauchern?
Es ist anzunehmen, dass sich die
Mehrheit der Konstant-Raucher kaum von solchen Verpackungen
beeindrucken lässt. Über die Gefahren wird seit Jahren aufgeklärt, zu den Positiv-Effekten des Nichtrauchens eher weniger oder beiläufig im Rahmen der per "Zeigefinger" dargestellten Negativwirkungen. Aber das sei einmal dahingestellt. Es gibt ein
großes Manko bei den neuen Verpackungen. Wer hier und da selbst
versucht, ob er einmal eine vom Zug und den Inhaltsstoffen her
leichtere Zigarette probiert, hat nun ein Problem. Ja, anders als bei
verpackten Lebensmitteln und Co. gibt es auf den vorliegenden
Packungen gar keinen Hinweis mehr. Weg! Auf Kosten eines
Allgemeinspruchs, dass jede Zigarette insgesamt so und so viele
schädliche Inhaltsstoffe enthält. Was ist da wieder einmal gemacht
worden? Was haben sich die Verantwortlichen der EU dabei gedacht?
Einer zu krummen Banane sieht man ja an, dass sie stark gebogen ist
und trotzdem schmeckt, einer Zigarette sieht man nun eben nicht an, wie
hoch der Anteil relevanter Inhaltsstoffe ist – völlig unabhängig
davon, ob das Rauchen insgesamt eher schädlich ist. Aber es geht um
das persönliche Empfinden leichteren oder intensiveren Zugs. Ja, ein
Raucher spürt diese Unterschiede!
Gute Regelung früher, Angabe wichtiger Schadstoffe. Dieser Hinweis scheint nun zu fehlen. (Foto: presseweller)
Leichter oder starker Zug?
Da ich
Zigarettenwechsler bin, interessiert es mich, ob ein
Glimmstängel acht oder nur sechs Milligramm (mg) Teer enthält, neun
mg Kondensat oder nur sechs oder 0,5 mg Nikotin oder weniger. Wie man
die neue Schachtel auch dreht: Man wird nicht fündig. Ohne diese Angaben
kann man die wohl aufwändigeren Aufdrucke wohl kaum „gut
gelungen“ nennen.
Es ist erfreulich,
dass die Zahlen der Raucher oder zumindest der Tabakwarenkäufer in
den vergangenen Jahren zurückgegangen ist, das war aber noch vor der
„Bilderzeit“. Wenn diese neuen Verpackungsvorgaben etwas
zusätzlich bewirken, ist es gut. Dennoch sollte kein Weg daran
vorbeiführen, auch wieder die wichtigsten Schadstoffe in
Prozentzahlen aufzuführen. Vielleicht fällt den
Verbraucherschützern etwas ein: auf Lebensmittelverpackungen und Co. Inhaltsangaben, auf Zigarettenpackungen nicht? Merkwürdig, aber richtig? Schließlich werden sich auch längst
nicht immer nachvollziehbare EU-Vorgaben ändern, revidieren oder
zumindest verbessern lassen. (jw)