Montag, 11. April 2016

Nicht repräsentativ? Holland und EU


Alles Natur. .Ein großer Teil dieses wunderschönen Tales, die Schwarzach im Defereggental, gehört bereits zum Nationalpark Hohe Tauern. Natürliche Energiegewinnung wie "Wasser zu Strom" ist hier angesagt. (Foto: presseweller)

Wahlen in der EU teils mit geringer Beteiligung - Entscheidungen greifen bis auf die Lokalebene 


15. April 2016. (DiaPrw). Das Refenderum, die Volksbefragung, in den Niederlanden hat dazu geführt, dass allen Medienverkündigungen nach rund 62 Prozent der Wähler gegen das Assoziierungsabkommen mit der Ukraine gestimmt haben. Anscheinend wollten die Wähler damit auch gleich – oder besonders? – ein Zeichen setzen gegen die EU-Bürokratie, die bis ins letzte Dorf Regeln vorgibt. Das ist aber hier nur Spekulation. Zur Volksbefragung und Ergebnis gab es einige kritische Stimmen. Bei allen Kritikern ist eines der Argumente, dass nur 32 Prozent der Wahlberechtigten zur Urne gegangen sind. Und? Schauen Sie einmal auf allgemeine Zahlen zu Wahlen, dann wird klar, wie vorgeschoben solch eine Argumentation ist.

Kritische Stimmen zu Wahlen setzen oft dort ein, wo einem die Entscheidung selbst, ob persönlich, Partei oder Institution, nicht passt. In der Schweiz gibt es zu vielen möglichen Entscheidungen ein Volksvotum. Gut. In Deutschland wurde die Bevölkerung weder zu EU-Beitritt noch zu Euro befragt. Nicht gut bei so grundsätzlichen Dingen.
Die Regelungen in den deutschen (Bundes-) Ländern zu Volksbegehren sind unterschiedlich. Es gibt Mindestkriterien, was in Ordnung ist. Warum zum Beispiel ein Gemeinderat die "Zulässigkeit" verneinen kann, obwohl sich die Befragung im Endeffekt gerade eventuell gegen eine oder beabsichtigte Entscheidung der Mandatare stellen oder auch zu bestimmten Themen, Baulichkeiten usw. Stellung beziehen will, ist zu hinterfragen. Mein Demokratieverständnis ist direkter.

Holland-Referendum und andere
Rund 32 Prozent der Niederländer haben abgestimmt. Die zugänglichen Statistiken zeigen, dass in Holland bei der vorigen EU-Wahl gerade einmal 37 Prozent (%)der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben haben, in manchen Ländern rund 30 % und in vielen noch weit weniger. Wahl nicht gültig? In Deutschland haben wir Wahlen zu Bürgermeister- und Landratsämtern, teils mit geringer Beteiligungsquote. Umgerechnet auf die Wahlberechtigten könnte solch ein Bürgermeister oder Landrat eventuell mal gerade 18 Prozent der Stimmberechtigten im Votum auf sich vereinen. Der vertritt nun die Stadt oder den Kreis?! Das heißt, dass es so bei uns ohne Wenn und Aber rechtens ist! Andererseits ist es auch so, dass wir geringe Wahlbeteiligungen in anderen Ländern seltsamerweise als "zu gering" qualifizieren und kommentieren. Ansonsten wären aber andere verfassungsmäßige Regelungen erforderlich, einschließlich der Demokratie-Definition.

Europa, EU und GB-Votum
In Zeitungen/ Medien wird häufig zu Europa berichtet. Gemeint ist aber oft die EU. Die EU ist nicht Europa im Gesamtbild. Von 47 europäischen Staaten – teils mit europäischem Teil – repräsentiert die EU gerade einmal 28 Länder. Auf die Teilnehmerzahl des Euro-Raumes und diese Währung wollen wir hier nicht eingehen. Wie wir aus vielen Gesprächen mit Bürgern wissen, leidet diese EU doch auch daran, dass Vorgaben der EU-Kommission selbst teils bis ins letzte Dorf und in jeden Haushalt reichen. In Osttirol zum Beispiel ging und geht es noch um das Programm "Natura 2000", was gegebenenfalls Einschränkungen der Bewirtschaftbarkeit bringt und hinter dem Teile der Bevölkerung gar nicht stehen. 
Aber man muss nicht weit schauen. Der Blick ins eigene Haus genügt. Außer den inzwischen alten Bananen-Sachen waren auch Glühlampen für die EU ein Thema - Umstellung seinerzeit auf "Energiesparlampen" mit eventuell Quecksilbergehalt. Da gibt es jetzt aber besssere Lösungen. Aktuell sind es unter anderem die Energiesparlabel auf Heizungen und Co. Hoch lebe die Bürokratie - oder was? (Mehr dazu im nächsten Blog). Da hatten wir schon und haben wir noch den Energieausweis. Vielleicht gibt es inzwischen nachweisbare große Energieeinsparungen angesichts dieses Papierstücks?! Wir wissen es nicht. In manchen Gebäuden, zum Beispiel öffentlichen, wird er wohl ausgehangen. Man kann sich kaum vorstellen, dass viele Besucher dieser Gebäude sich den Aushang anschauen. Wozu auch?
Rund um die EU stehen viele Fragen rund um Demokratie und EU-Zuständigkeit an. Nach Holland sind jetzt die Augen auf Großbritannien und deren Bürgervotum gerichtet. Je nach Ausgang und egal wie wird sich die Frage stellen, wie wieder dezentraler entschieden werden kann: sinnvolle Gemeinschaftsprojekte einerseits, höchste eigenstaatliche Souverenität  andererseits.                   
Jürgen Weller

Samstag, 9. Januar 2016

Nur eine Bahn und Post: Wie's früher war

Fürs Telefon war damals noch das Fernmeldeamt zuständig


Siegen. Januar 2016 (DiaPrw). Die Zeit ist schnelllebig. Die Arbeitnehmer wissen ein Lied davon zu singen: immer mehr in kurzer Zeit und womöglich noch jederzeit erreichbar. Nach dem Telefon machten Handys und nun Smartphones die Runde: jederzeit bereit, nachschauen, antworten. Die Entstaatlichung von Betrieben hat bereits vor Jahrzehnten begonnen. Privatisierung schien und scheint noch immer das Zauberwort zu sein, vor allem auch in der EU, wie in Griechenland zu sehen. Es wurden und werden sogar Einnahme-Pretiosen an den Mann oder die Frau gebracht, kurz an Unternehmen, an Großunternehmen, oft an internationale „Player“. Ist das die weitere Zukunft? Da war es bei uns früher doch gemächlicher und einfacher als vor diesen häufig auf Kapitalgewinn getrimmten Hektikzeiten – und siehe da, die meisten hatten dennoch Arbeit und ihr Auskommen.

Früher war so vieles anders. Ob es besser oder schlechter war, muss jeder selbst für sich beurteilen. Wir zeigen nur auf, wie es in damaligen Zeiten war.


Der Briefträger war im Bezirk bekannt. Er kam immer zur etwa gleichen Zeit.  (Fotos, Grafiken, Repros (c) presseweller)


Es gab nur eine Post, und der bekannte Briefträger brachte – bis auf seinen Urlaub – jeden Werktag zu etwa gleicher Zeit die Post ins Haus. Man kannte sich und hielt auch schon einmal Schwätzchen. Und noch etwas weiter zurück, kam sogar noch der Geldbriefträger und brachte Bares wie die Rente ins Haus. Briefkästen gab es an jeder Ecke. Die Paketzustellung erledigte ebenfalls die Post.  
In den 1950er-Jahren kam erst so nach und nach Telefon - mit Wählscheibe - ins Haus. Dafür gab es eigene Leitungen, die auch dann noch ihren Dienst taten, wenn zu Hause der Strom ausgefallen war. Das alles, einschließlich Störungsdienst und Vermittlung, lag in den Händen des Fernamtes oder Fernmeldeamtes, wo mancher Arbeit fand. Alles völlig anders. 
Die Eisenbahn fuhr – es gab nur eine – nach unseren Erfahrungen relativ pünktlich. Wir kauften die Karten am Schalter – was immer noch geht - und mussten nicht erst einen Automaten „studieren“, um eine Fahrkarte zu bekommen. Der Mitarbeiter konnte einem gleich die besten Verbindungen sagen und auf einen Zettel schreiben oder später ausdrucken lassen. Am Bahnhof und besonders beim Umsteigen fragten wir einen Bahnmitarbeiter zu Gleis oder Abfahrtsort. Es gab noch viel Personal.


Reisen mit der Bahn. Ob nach "nirgendwo" oder an einen bestimmten Ort. Wir informierten uns am Bahnhof und kauften am Schalter unsere Karten.
  

Meist funktionierte es sogar mit Anschlusszügen. Zur Sicherheit war die Bahnpolizei überall präsent.
Der öffentliche Nahverkehr, vom Kreis oder der Stadt betrieben, war rege unterwegs. Wir lösten unsere Fahrkarten noch beim Schaffner. Für etwas weitere Strecken wie von Siegen ins Sauerland oder in den Westerwald unterhielten zum Teil Post und Bahn eigene Busse.
Wasser und Abwasser erhalten wir zurzeit noch von einem stadtnahen Versorger, einem so genannten Eigenbetrieb der Stadt. EU-seits wird ebenfalls an einer Privatisierung gearbeitet. Da klingeln, wie bei vielen anderen dieser Themen, die Ohren. Schließlich sind die Gemeinden für solche Leistungen – teils auch über Zweckverbände organisiert – da. Es geht unter anderem um Daseinsvor- und -fürsorge. Trinkwasser und Abwasser sollten keine Gewinnquellen für Unternehmen sein!

Schule, Lehre und Banken
Schulmäßig hatten wir es früher zuerst mit der Volksschule zu tun, in der die Einschulung erfolgte. Dort konnte man dann bis zum 8. Schuljahr bleiben. Wir kannten die Lehrerinnen und Lehrer, auch wenn sie – neben dem Klassenlehrer – in der Woche nur wenige Stunden in speziellen Fächern gaben. Am Ende stand der Volksschulabschluss. Lesen, Schreiben, Schönschrift, Rechtschreibung, Rechnen, Raumlehre, Erdkunde, Religion, Geschichte und mehr: gutes Basiswissen. So gut, dass es für die meisten nicht nur mit der Lehre klappte, sondern so mancher auch im Betrieb den Aufstieg, teils bis in leitende Stellungen, schaffte. Gar nicht selten blieben Mitarbeiter von der Lehre an Jahrzehnte oder bis zum Rentenbeginn bei einem Unternehmen! Auf den Zeugnissen standen auch noch Betragen, häuslicher Fleiß und Beteiligung am Unterricht. Diese so genannten Kopfnoten waren später mal ganz weg, nach allem Hickhack tauchten sie teilweise auch mal wieder auf.


Früher und ganz früher gehörten "Kopfnoten" stets dazu.


Je nach Wunsch und Leistungen standen schulisch aber nach 4. oder 5. Klasse auch Realschule und Gymnasium zur Verfügung. Beide Schulformen gibt es neben inzwischen vielen anderen auch heute noch. Für diejenigen, deren Kinder längst dem Schulalter entwachsen sind, ist es schwierig, da noch den Überblick zu haben. Das gilt auch für Lernexperimente der vergangenen Jahrzehnte, von der Mengenlehre über Varianten des Schreibenlernes bis zur „neuen deutschen Rechtschreibung“. Wie noch immer gab es auch früher für „Spätzünder“ die Möglichkeit, über den „2. Bildungsweg“ zum Beispiel das Abitur zu machen.
Irgendwann wurde Lohn oder Gehalt nicht mehr bar ausgezahlt. Man benötigte ein Girokonto bei Bank oder Sparkasse. Manche hatten auch schon eines oder zumindest ein Sparbuch. Zu Hause benötigtes Geld holte man am Bankschalter ab – nicht am Automaten, was aber zweifellos auch seine praktischen Seiten hat. Unabhängig davon waren Geldzahlungen an andere auch zu damals noch erschwinglichen Gebühren über den Postzahlungsdienst möglich. Außerdem konnte man ein Postscheckkonto haben und darüber den Zahlungsverkehr abwickeln. Diese Postsache mündete dann irgendwann in Privatisierung.

Nur einige wenige Facetten vergangener Jahrzehnte der vielfältigen Veränderungen des Lebens, die meist auf politischen Entscheidungen beruhen. Aber so wird es wohl von Generation zu Generation weitergehen. (jw)


Anmerkung: Natürlich kann man die Zeit und Veränderungen nicht anhalten. Es gibt technische Fortschritte, die teils auch das tägliche Leben vereinfacht haben, und über ein, zwei Generationen sich stetig ändernde Ansichten. Zumindest aber kann man das eine und andere vergleichen und sich fragen, ob dies oder das damals besser war oder heute besser ist. Die nächsten Generationen werden ebenso wieder auf die Zeit früher, vielleicht von 1990 bis 2020, zurückblicken und die vielfachen Veränderungen bewerten.  

In Magazinen und Blogs greift Jürgen Weller über www.presseweller.de immer wieder auf Themen der 1950er- bis 1970er-Jahre zurück, um ein Stück Erinnerung festzuhalten. 


Dienstag, 22. September 2015

Alzheimer: Das unbekannte Vergessen



Grau in Grau scheint die Welt für Alzheimer-Betroffene zu sein. 


Alzheimer-Tag 21. September - immer ein Thema
Irgendwann holte es auch den Vater ein


Von Jürgen Weller

September 2015. Er war Ende 60, als uns auffiel, dass er sich an Orten, die er bis vor Kurzem jahrelang besucht hatte, nicht mehr so richtig zurechtfand. Eduard* (*alle Namen im Bericht geändert), Ehepartner, Vater und Opa, tat sich mit der Orientierung schwerer und musste auch bei Menschen außerhalb des wohnlichen Umfelds, die er Jahrzehnte lang kannte, öfter den Namen nachfragen. Es dauerte noch rund ein Jahr, bis er auch in der Wohnung nicht mehr bestimmt und geradlinig in die Zimmer ging. Mutter Erika half ihm. Vater wusste aber noch, die Haustreppe zu gehen und wo sein „angestammter“ Platz im Wohnzimmer auf der Couch war. Er war fahrig und faltete die Tischedecke an seinem Platz hin und her, sonst aber wirkte er zufrieden. Bis dahin funktionierte auch noch ein Teil seines Kopfes, seines Gehirns. Fragten wir nach seinem Geburtsdatum, kam es schnell: 13. Januar 1912. Aber die Krankheit, die Demenz, die Hirnvergesslichkeit, heute meist „Morbus Alzheimer“, also Alzheimer-Erkrankung, setzte sich durch. Keine medizinische Hilfe damals.

Als Eduard dem 70-Jährigen zuging, wurde klar, dass etwas mit seinem Gedächtnis nicht stimmte. Er bemühte sich zwar, aber es wurde immer weniger. An seinem Geburtstag erzählte er kaum etwas, obwohl er doch sonst gerne von alten Zeiten und über die aktuelle Politik sprach. Ob er die Menschen noch erkannte, die ihm zum Geburtstag gratulierten, wusste niemand zu sagen. Er freute sich, schüttelte die Hand, sagte aber keine Namen.
Oft noch saßen wir zusammen neben dem Plattenschrank und legten Chöre, Märsche und Walzer auf, die er auch nach dem 70. noch lange mitsummen konnte. Wir fuhren gemeinsam in Urlaub an frühere Ferienorte, an der er sich erinnern konnte, aber seine Worte wurden immer spärlicher. „Oh Papa“, mussten wir, Mutter, Kinder, Enkel dann sagen, die wir den geistigen Verfall miterlebten. Was hatte er für Geschichten, Erzählungen für seine Heimatzeitung zum Westerwald geschrieben wie „Die Kräuter-Kathrin“ oder „Der Geist aus der Steineberger Höhe“, die noch in der nächsten Generation bekannt waren. Wie kannte er als Postler die deutschlandweiten Verbindungen der Bahnpost und die vielen Orte aus dem Effeff, wie konnte er von seinen Kriegseinsätzen in Griechenland, von Kreta und den Riesenschildkröten erzählen und von den weiteren Wegen, wo ihm auch Menschen aus anderen Ländern, eigentlich „Kriegsgegner“ weitergeholfen hätten. Alles das verstummte mehr und mehr.

Zunehmender Verfall
Der normal gut große und kräftige Mann verfiel mehr und mehr. Essen machte schon lange keine Freude mehr. Aber er aß und trank wenigstens noch ein bisschen, magerte dennoch immer mehr ab. Der Hausarzt versuchte es einmal mit einer Spritze, die wohl die Hirndurchblutung oder sonstwas fördern sollte. Wir wissen heute nicht mehr, was es war. Als er dann nach dem Abholen aus dem Auto stieg, schien er verwirrter als zuvor zu sein. Das hielt auch den nächsten Tag noch an. Kurz, es hatte nichts gebracht! Eher im Gegenteil.
Irgendwann kam er mit einer Art Bronchitis ins Krankenhaus. Seit seinen Lazarett-Aufenthalten mit zig Splitter- und einer Einschussverwundung während der Kriegszeit und mit nachgehender Behandlung war er nie mehr in einem Krankenhaus. Nun aber stellten sie ihn dort „auf den Kopf“, was er im Prinzip nicht gewollt hätte, aber nun nicht mehr sagen konnte. Unser Bestreben dabei war, dass es ihm wieder besser ging. Man diagnostizierte schließlich Wasser in der Lunge. Das wurde mit einer Absaugspritze über den Rücken in die Lunge beseitigt. Atem- oder Luftprobleme hatte er allerdings noch nie, auch keine Herzprobleme. Nur wenige Jahre vorher hatte er noch lange Spaziergänge mit dem Enkel und Erika gemacht. Die vier Treppen im Wohnhaus ging er teils schneller als ich. In den letzten Monaten vor seinem Tod wollte er aber zwischendurch eine Pause machen. Ein paar Sekunden, - tief durchatmen.

Arztidee – Alkohol und Vormundschaft
Als er in diesem Krankenhaus liegt, bittet uns der wohl leitende Arzt ins „Chefzimmer“. Er erklärt uns: „Die Demenz scheint durch ein Alkoholproblem bedingt zu sein“. Was? Das war für uns mehr als erstaunlich. Wäre es nicht ernst gewesen: Es war zum Lachen. Deshalb klären wir den Ober-Doc auch gleich auf. Wie in den wieder besser laufenden Nachkriegsjahren bis in die 1960er-Jahre gab es alle paar Monate mal eine Geburtstags- sowie einmal im Jahr eine Karnevals- und Silvesterfeier. Neben ein paar Bieren wurde auch mal ein Schnaps, vorwiegend Wacholder, getrunken. Aber das war's. Zu Hause trank Papa abends zum Wochenende mal gemütlich ein, also ein!, Flaschenbier, und sonst nichts. Er ging auch nicht aus. Ein einziges Mal im Leben habe ich meinen Vater nach einer großen Feier mit Kollegen leicht betrunken gesehen. Sonst nie! In über 40 Jahren Ehe und über 30 Jahre täglichem Kontakt bekäme man das mit. Oder? Schließlich war er nach der Arbeit oder später nach Spaziergängen oder Spielen mit den Enkel immer zu Hause. Kurz, es war nicht und nie so. Schlicht Unsinn, irgendwann ausgedacht. Okay, zu der Zeit wusste man auch in Ärztekreisen vielleicht noch weniger über Alzheimer als heute. Wahrscheinlich war Anfang der 1970er das Alzheimer-Problem noch nicht so richtig durchgedrungen.
Der Arzt schockte uns aber erneut. Er eröffnete uns, dass er meinen Vater nicht mehr als geschäftsfähig ansehen könnte und eine Vormundschaft vorschlagen müsste. Jeder mag sich vorstellen, wie wir reagiert haben. Es kam dann nicht dazu. Generell fragen wir uns, wie es sein kann, dass in einer intakten Familie ein Vormund oder nach dem nun seit Jahrzehnten neueren Recht ein fremder Betreuer bestellt werden sollte?! Hat es sich da der Gesetzgeber einfach gemacht oder wollte er nur einen neuen Begriff, Betreuer statt Vormund, einführen? Unabhängig davon, dass so etwas in manchen Fällen vielleicht notwendig ist, wissen wir heute um die nicht immer einfache sondern teils problematische Abwicklung hinsichtlich Vermögensverwaltung und Wohnbesitzbestimmung. Ein schwieriges Feld, bei dem Angehörige immer genau schauen und wenn erforderlich Rechtswege ausschöpfen sollten!

Krankenhaus und Altersheim
Zurück zum Krankenaufenthalt. Vater fällt in eine Art Lethargie. Er isst und trinkt wenig, nimmt zusehends weiter ab und ist kaum ansprechbar. Er ist nur noch "Haut und Knochen". Schlimm. Wir wissen keinen Rat und rechnen mit dem Schlimmsten. Dann kommt eine Visite. Einer der Ärzte sagt: „Der Mann ist ausgetrocknet“. Das Problem kennen wir mittlerweile noch von manchen anderen Fällen aus nun „ganz modernen“ Zeiten. Der Arzt ordnete an, was zu tun ist. Nun musste man sich im Krankenhaus kümmern, und siehe da, der Demenz-Patient blühte im Rahmen der Möglichkeiten auf. Er war ansprechbar, erkannte uns und war zu einigen Worten fähig. Es war sehr gut, konnte aber die Krankheit nicht aufhalten. Er wurde schon bald entlassen. Als ich ihn abholte, stieg er alleine ins Auto. 
Nach ein paar Tagen zu Hause ging es aber erst einmal für wenige Wochen in ein Altenheim rund fünf Kilometer entfernt. Mutter musste unbedingt einmal zur Ruhe kommen, obwohl sie dann doch jeden Tag per Bus und Fußweg dort war. Vater war zum Teil im Bett und im Stuhl angegurtet „damit er nicht rausfällt“. Sein ganzes Gedächtnis hatte er nicht verloren, auch wenn er inzwischen kaum noch klare Worte sprechen konnte. Wenn wir kamen, lächelte er „über beide Ohren“. Er wusste, dass jetzt „seine Leute“ da waren. Natürlich holten wir ihn schnellstmöglich daraus. Nach Hause, in seine vertraute Umgebung. So, wie er sich freute, als er da war! Er wusste wohl, „zu Hause“ zu sein. Das war für alle schön.

Für einige Zeit noch „da“
Zu Hause saß er aber mehr oder weniger nur noch an „seinem Platz“ neben dem Wohnzimmertisch, guckte ein bisschen in den Fernseher, die Zeitung, die er früher Tag für Tag beflissen gelesen hatte, interessierte ihn nicht mehr. Unsere Namen konnte er nicht mehr sagen, aber er erkannte uns wohl bis zuletzt. Er war weiterhin unruhig mit seinen Händen, lief aber nicht herum und war stets ganz friedvoll. Ich war nahezu jeden Abend nach der Arbeit da, um Mutter zu helfen, wenn sie ihn zum Bettgang aus- und den Schlafanzug anzog. Ich hielt ihn dabei sanft von hinten über die Brust fest, damit er nicht umfiel. Weil er davor Angst zu haben schien, redete ich mich ihm „Papa, keine Sorge ich halte dich fest.“ Dann blieb er stehen und wartete, bis das Umziehen fertig war und wir ihn ins Bett brachten. Da war wohl noch so einiges bei ihm gespeichert.
Vater kam in dieser Zeit nicht mehr ins Krankenhaus und auch nichts ins Pflegeheim. Er war „bei uns“. Es gab keine besonderen Vorkommnisse, der Hausarzt kam nur regelmäßig zum Gucken. Eduard wird aber immer hinfälliger und irgendwann komplett bettlägerig. Es ereilt ihn das, was nach wie vor in vielen Fällen ein Problem ist, eine Lungenentzündung. Er atmete schneller, griff nachts immer wieder noch zu den Händen meiner Mutter und hielt sie fest. Auch in der Nacht, als es passierte, wie Mutter sagte. Er hörte auf zu atmen. Der Arzt konnte nur noch den Tod feststellen.
Mich ereilte die Todesnachricht am frühen Vormittag auf der Arbeit. Es war kein Thema, dass ich direkt nach Hause konnte. „Sanft entschlafen“ sagt man, ich drückte noch die Hand meines Vaters. Danke für alles und die wunderschöne Kindheit - alles umwoben von tiefgehender Trauer.



Hinweis: Am 21. September ist Alzheimer-Tag. Je nach Quelle werden für Deutschland zwischen etwa 1,2 und 1,5 Millionen Erkrankte gemeldet. Diese Erkrankung macht danach wohl den größten Teil der Demenz.-Erkrankungen aus. Demenz steht für nachlassenden Verstand oder nicht mehr richtigen Verstand. Früher nutzte man bei alten Menschen den Begriff „Verkalkung“. Die Bezeichnung Alzheimer (Morbus Alzheimer) rührt vom Namen des deutschen Psychiaters Alzheimer her, der bei Patienten Veränderungen, Ablagerungen, im Gehirn erkannte. Vereinfacht ausgedrückt, funktioniert dadurch nicht mehr die notwendige Signalübertragung zwischen den Nervenzellen und -bahnen. Das Gehirn verliert unter anderem die Fähigkeit, Wichtiges zu verbinden. Eventuell sind manche Hirnregionen weniger belastet. Musik, Melodien sind wie beim Vater zum Teil noch lange „da“, im Kopf.
Ob diese Ablagerungen alleine Schuld sind, ist ungewiss. Es gibt auch Untersuchungen, nach denen Menschen mit diesen Eiweiß- oder ähnlichen Ablagerungen nach wie vor geistig fit sind. Andererseits scheint es auch keine Rolle zu spielen, ob man bis vorm endgültigem Ausbruch der Krankheit geistig rege und fit war. Im Prinzip kann jeder betroffen werden. Es gibt in der Literatur zahlreiche Hinweise, auch zu möglichen oder gedachten Ursachen. Da sie nicht endlich geklärt sind, kann man nur von Vermutungen ausgehen. Schließlich sind Menschen mit völlig verschiedenen Lebensläufen hinsichtlich Ernährung, Aufwachsen, Bildung, sportlichen Aktivitäten, niedriger und hoher Geistesaktivitäten, übergewichtige und schlanke Menschen betroffen. Zum Teil beginnt die Krankheit heute auch schon Ende der 40er-Lebensjahre und schreitet voran. Mit zunehmendem Alter scheint Alzheimer vermehrt aufzutreten. Aber, zum Glück, sind längst nicht alle betroffen.
Die genauen Ursachen und Abläufe sind bis heute nicht richtig bekannt. Das ist auch der Grund, warum es zurzeit keine Arzneimittel gibt, mit denen die Krankheit geheilt werden kann. Im Frühstadium werden Medikamente eingesetzt, die den Verlauf verzögern sollen.
Für die Wissenschaft und Forschung gibt es diesbezüglich viel Arbeit, die Zusammenhänge erkennen und verstehen zu können und die richtigen Ansätze zu finden, die eine Therapie ermöglichen. Die derzeitige Situation ist so, dass weltweit mit einer steigenden Zahl von Erkrankungen gerechnet wird.
Wie bei einem Koma ist nach den hiesigen Erfahrungen auch gar nicht bekannt, was in Sachen Erinnerung, Erkennen, Regungen usw. noch ganz oder in Resten vorhanden ist, weil sich Betroffene meist nicht mehr oder nicht mehr richtig artikulieren können.
Betroffene bzw. deren Angehörige finden mehr auf den Seiten der Deutschen Alzheimergesellschaft

In vielen Orten gibt es Vereine oder Arbeitskreise zum Thema.  

Hinweis für Redaktionen: Zu Abdruck oder anderer Veröffentlichung des Artikels oder Teilen davon bitte erst bei uns anfragen (presseweller.de). Gerne stellen wir auch eine gekürzte Zusammenfassung oder ergänzende Texte zur Verfügung.  

Donnerstag, 23. Juli 2015

Betreuungsgeld für Eltern und das Urteil



Es war schon früher so: Kinder freuten sich, "bei Mama" und Papa  zu sein. So ist es wohl immer noch. Der Kleine hat gut lachen, weil er natürlich auch mit eineinhalb Jahren und bis über fünf Jahre zu Hause bei den Eltern und beim Bruder war. Die sitzen übrigens fröhlich gegenüber.  (Repro/Mont.: presseweller)

Schon immer schön: zu Hause „groß“ werden


Kommentar

23. Juli 2015. (dialogprw). Zu Hause, in der Familie bei Vater und Mutter und eventuellen Geschwistern, groß werden, so haben es viele sehr positiv vor und auch nach dem Krieg seit den 1950er- und bis in die 1970er-Jahre kennengelernt. Ein gutes Gefühl. Das vor wenigen Tagen ergangene Urteil der Bundesverfassungsrichter ist wie ein „Schlag ins Gesicht“ für diejenigen, die etwas sehr Wichtiges machen: ihre Kleinstkinder bis zum Alter von drei Jahren zu Hause selbst betreuen und vor allem „umsorgen“. Das ist immer noch etwas völlig anderes als in Kitas (Kindertagesstätten) oder bei Tagesmüttern, wenn sicher auch dort die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihr Bestes zum Wohl der Kleinen geben.

Meine Nachkriegsgeneration – und zum großen Teil auch die Folgegeneration - kennt das noch: Wir waren nicht nur bis zum Alter von drei Jahren, sondern darüber hinaus zu Hause. Die spätere Möglichkeit, in den Kindergarten zu gehen, wurde längst nicht von allen genutzt. Zu Hause gab es Schwester und/ oder Bruder, auf der Straße waren viele Kinder zum Spielen. Familiensinn hieß damals, dass vorwiegend die Mutter – in Ausnahmefällen – der Vater zu Hause war. Schwieriger war die Situation für Alleinerziehende. Das traditionelle für mich und viele andere optimale Familienbild wird vielleicht irgendwann noch einmal ein Vorbild sein. Nein, Geld gab es früher keines dafür. Es gab sogar Zeiten, da gab es noch nicht einmal Kindergeld! Es gab aber auch noch keine Kitas. Das Betreuungsgeld für die Eltern, die das Wichtigste machen, ihre Kinder zu Hause umsorgen, ist gut und ein kleiner und gerechter Ausgleich zu den überwiegend von der Allgemeinheit getragenen Kitakosten. Schließlich fällt im Endeffekt für den Steuerzahler einiges an. Das Betreuungsgeld ist eine Anerkennung für die Familien, in denen Mutter oder Vater die Betreuung übernehmen. Daher muss ich in diesem Fall, wie sicher viele andere, der CSU unbedingt beipflichten, obwohl ich mich sonst politisch neutral in Blogs und Co. verhalte.

Der Ball liegt bei den Ländern
Die Richter haben sich der Argumentation des Landes Hamburg angeschlossen. Danach wäre diese wichtige gesellschaftliche Aufgabe zu Kindererziehung und Betreuungsgeld Ländersache. Rein verfassungsrechtlich wird es danach dann wohl so sein. Welche Instanz gäbe es jetzt noch, diese Rechtsauffassung prüfen zu lassen? Wenn das aber so ist, muss man sagen, dass es wohl "handwerkliche Fehler" bei der Gesetzgebung gab, die aber dennoch eine Mehrheit im Parlament gefunden hatte. Sofern es keine Einigung unter den derzeitigen Länderregierungen gibt, die sich zum großen Glück nach Wahlen immer wieder einmal verändern können, ist es denkbar, dass das Betreuungsgeld in vielen Ländern abgeschafft wird. Das Vertrauen auf Rechtssicherheit ist, in diesem Fall bei den betroffenen Familien, einmal mehr dahin!
SPD- und Rot-Grün-regierte Länder sehe ich bei der Abschaffung vorne, worauf bereits die Aussagen von Politikern wie aus NRW und Rheinland-Pfalz hindeuten. Man will das dann „freie Geld“ lieber in Kitas und Frühkinderbetreuung stecken. Ja, die klassische Familie wird immer öfter als „überkommene Lebensform“ dargestellt. Auch aus Unternehmerkreisen sieht mancher, dass die Mütter oder Väter erst einmal dem Arbeitsmarkt entzogen wären. Dazu muss man sich andererseits die Zahl der vielen Langzeitsarbeitslosen, jugendlicher Arbeitsloser, an Minijobs und der Beschäftigten mit Zeitverträgen anschauen. Wie es aussieht, wird zumindest Bayern, dieses Land, das wirtschaftlich und neben aller Moderne in vielen tradierten Dingen weit vorne liegt, diese Regelung meiner derzeitigen Auffassung nach beibehalten. Das ist sehr zu hoffen. Vielleicht greifen einige andere Länder auch auf dieses Modell für Familien zurück. Und Nachhilfe von Politikern anderer Länder braucht Bayern gewiss nicht!

Fehlargumentation und Zukunft
Immer wieder ist dann von "geneigten Kreisen" auch die Argumentation zu hören,wie wichtig, durch Besuche von Kitas, Kindergärten gestärkt, die frühkindliche Bildung heute wäre. Kinder brauchen einige Jahre, um selbst ihre Umgebung zu entdecken, sich dies und das durch erste eigene Erfahrungen anzueignen, ins Leben zu finden. So wie ich es kenne, hatten zu meiner Zeit und später viele Kinder bei der Einschulung bereits erste Kenntnisse im Lesen und Schreiben. Zu Hause unter der Betreuung von Vater und Mutter angeeignet. Merkwürdig in diesem Zusammenhang: Gerade seitens der Wirtschaft werden seit Jahren, also in der "Neuzeit", auf wichtigen Gebieten "mangelnde Kenntnisse" der Azubis beklagt. Wo mag denn wohl da nun das Problem liegen? 

Der Zukunftsblick in Sachen Kita und auch solchen neuen Überlegungen nach - mit Nächtigungsmöglichkeiten für die Kleinen - könnte so aussehen, dass der Weg nicht weit dahin ist, irgendwann Babys bereits kurze Zeit nach der Geburt in solche Einrichtungen zu geben. Ob das eine schöne Zukunft ist, sei einmal dahingestellt. 

Damit keine Missverständnisse aufkommen. Sicher haben Kitas und Kindergärten ihre Berechtigung. Sie sind besonders für Alleinerziehende eine große Hilfe und für diejenigen Familien, in denen beide Elternteile arbeiten, aus Spaß, oder weil das Einkommen von einem Elternteil nicht ausreicht. Dazu könnte man sich - vor allem auch die Politik und Wirtschaft - auch nochmals Gedanken machen.  

Mal sehen, wie das Betreuungsgeld-Problem gelöst wird, wie Eltern, die so etwas Wichtiges machen, wie ihre Kleinstkinder zu betreuen, wieder Rechtssicherheit bekommen.          J. Weller

Donnerstag, 13. November 2014

Die Energie(spar)-Bürokratie


Detaillierte Angaben für Autos und inzwischen auch für Häuser


Kommentar


November 2014. (Dialog/jw). Wenn es um Energiefragen geht, ist man rege in der EU und in einigen Ländern wie in Deutschland. Über Glühlampen und vieles andere hinaus, geht es auch um Beschreibungspflichten wie schon länger bei Autos und seit 1. Mai 2014 auch bei Gebäuden. Die allgegenwärtige Bürokratie bürdet den Firmen und Bürgern immer mehr Pflichten auf, wobei in diesen Fällen alles von den Stichwörtern „CO2-Minderung“ und „geringerer Energieverbrauch“ umjackt ist, darüber der Mantel „Umwelt“.
Beim Auto: Es ist noch hinzunehmen, dass in Prospekten und eventuell noch in Werbeanzeigen die Verbrauchsdaten incl. CO2-Wert in Gramm pro Kilometer für ein Beispiel-Modell angegeben sind. Wenn das dann noch in Pressemeldungen und anderem passieren muss, in denen seitens des Herstellers oder Importeurs in einem allgemeinen Kontext nur ein Fahrzeug erwähnt wird, dann ist das schon eher merkwürdig. Ohnehin weiß jeder, dass die nach EU-Vorgabe ermittelten Verbrauchswerte nur theoretischen Wert haben, in der Praxis anders aussehen, ganz abgesehen davon, dass jeder einen anderen Fahrstil hat. Zumindest bieten die Theoriewerte – wie längst schon vor diesen verpflichtenden Angaben – zumindest eine erste Vergleichsmöglichkeit.
Bei Gebäuden: Da begann das Dilemna bereits vor Jahren mit der Einführung des so genannten „Energieausweises“. Der Verbrauchsausweis richtet sich nach dem tatsächlichen Verbrauch an beispielsweise Öl oder Gas, der weit aufwändigere und teurere Bedarfsausweis bezieht zahlreiche Faktoren ein und soll daher „besser“ bzw. genauer sein. Das ändert zweifellos nichts daran, ob, hier in Heizöl dargestellt, ein Haushalt im Jahr 800 oder 1400 Liter verbraucht. Mal noch ist Heizen individuell – wie das Autofahren. Vielleicht könnte den Energiesparbeflissenen, „Agenturen“ und der EU auch einfallen, die maximale Raumtemperatur für einzelne Räume festzulegen, stichprobenartige Kontrollen eingeschlossen. Bei klassischen Einraumöfen, in denen Festbrennstoffe verfeuert werden, gibt es das ja schon. Auch hier steht für manche nach Ablauf der Karenzzeit Aufgabe oder Änderungspflicht an. Kostet den Bürger auch wieder Geld.
Am schärfsten ist, dass seit 1. Mai 2014 Energiekenndaten aus dem Energieausweis, soweit vorhanden, auch in Vermietungs- und Verkaufsanzeigen genannt werden müssen. Der Ausweis weist ja einen Punkt zwischen der Grün- und Rotkennzeichnung aus. Anzugeben ist unter anderem auch der Energieträger. Ist kein Witz, kann bei Zuwiderhandlung ab Mai nächsten Jahres sogar als Ordnungswidrigkeit geahndet werden. Je nach Gebäude – bei öffentlichen – schon länger, müssen die Angaben über den Energieverbrauch sogar gebäudebezogen aushängen. Wer bitte, schaut sich das an und wer interessiert sich - abgesehen von einigen Freaks, die das wissen wollen – dafür und wozu soll es dienen?
Alle Maßnahmen bedingen zusätzliche Kosten für Firmen und Bürger. Der bezahlte Anzeigenraum wird größer und damit teurer, der Energieausweis kostet ebenfalls mehr als nur ein „paar Euro“. Aber die EU und manche andere in Behörden damit Befasste haben zusätzliche Aufgaben.
In diesem Zusammenhang: Hausdämmungen von Fassade bis Dach, Materialien und Fenster, Solaranlagen zur Warmwassererwärmung, die Einsparungen und die Jahre bis zur Amortisation sind wieder ein anderes Thema.

Anscheinend denken so einige, das Klima und den alle Jahrtausende, teils sogar alle Jahrhunderte statftindenden Wandel des Welt- und Naturklimas aufhalten oder ändern zu können. 

Dienstag, 2. September 2014

Was für eine "Kriegswelt"

Beschämend nach den großen Kriegen des 20. Jahrhunderts

Waffen gegeneinander statt Gespräche miteinander


September 2014. Siegen (Dialog/jw). Die Fernsehnachrichten sowie die Zeitungstitel- und -politikseiten beschäftigen sich bereits viele Monate mit den Themen "kriegerische Auseinandersetzungen, Krieg und Unruhen". Und das vom nahen Osten über Osteuropa bis zu Afrika und Asien. Das alles passiert, mal unabhängig davon, dass manche Konflikte bereits länger anhalten, in dem Jahr, in dem man in vielen Ländern an den Beginn des 1. Welkriegs erinnert. Wohl der erste Krieg, der mit schon moderneren und vernichtenden Waffen geführt wurde, Abermillionen Menschen das Leben gekostet hat und in den sich Staat um Staat verwickeln ließen - ein weltweiter Flächenbrand.

Kriege und Unruhen, wohin man schaut. Da geht es  um inner-nationale Fragen zu Eigenständigkeit und Autonomie, zu Grenzverletzungen und Anerkennung einer eigenen Staatsgründung, um Gebietsansprüche, extrimistische Ansichten zu Religionszugehörigkeiten, um wirtschaftliche Macht,  Bodenschätze, Ressourcen und mehr. Betroffen sind ja nicht nur zwei betroffene Lager, sondern  ganze Bündnisse und politische Interessenlagen.

Was denn gelernt?

Wenn wir nun an den 1. Weltkrieg 1914 bis 1918 denken, war der schlimm genug, aber es folgte 1939 bis 1945 der 2. Weltkrieg, der noch weitaus schlimmere Ausmaße hatte. Dann kommt in Reden, Kommentaren, Beiträgen häufig der Satz auf "Wir haben aus diesen Kriegen gelernt. Nie wieder Krieg!" Wo denn, wie denn? Sicher,Westeuropa hat nun glücklicherweise eine lange Friedenszeit, was auch darauf zurückzuführen ist, dass man sich gegenseitig verständigt hat und Verständnis für die Unterschiede  der jeweiligen Völker und Staatswesen hatte. Eine nicht unwichtige Rolle wird ebenfalls die wirtschaftliche Prosperität gehabt haben. Aber darüber hinaus? Nennen wir nur einmal Vietnam, Jugoslawien, Irak, Afghanistan - nun aber "brennt" es noch in vielen Ländern mehr.
Es "sprechen" aufeinander gerichtete Waffen statt Menschen miteinander. Machtbestrebungen dominieren. Durchaus, auch wenn es hier kein Prä für diese oder jene Politart geben soll, muss ich sagen, dass es in der deutschen Politik eine gewisse Zurückhaltung gibt und man auch in solchen Krisen eher auf gemeinsames Reden setzt, die Welt der Diplomatie. Minister Steinmeier und Kanzlerin Merkel scheinen hier ein gutes Gespann zu sein. Das alles ist nicht einfach, zumal man es zum Teil auch mit Fanatikern zu tun hat.
Mit den weltweiten Konflikten ist die derzeitige Situation angesichts der großen zwei Weltkriege beschämend. Vielleicht hat man ja hier und da ein bisschen gelernt - aber alle Zeiten sind wieder anders. Es geht um Territorialansprüche, um Öl und andere wichtige Ressourcen, mehr und mehr um seltene Erden und Wasser, um Kapitalinteressen, um Macht- und Vormachtansprüche, um die Selbstbestimmung der Völker. Es ist aber auch klar: Selbst bei einem versuchten Angriff kann man noch verhandeln, ansonsten muss man sich aber, wie im eigenen Leben, irgendwie wehren!

Zu wünschen ist, dass jetzt und zukünftig statt mit Waffen mehr mit Reden und Ausgleich sowie der Berücksichtigung berechtigter Interessen  erreicht werden kann. Wie man zurzeit sieht, ist das aber lediglich eine Hoffnung. Zu hoffen wäre es für alle Menschen in allen Ländern, aber auch für unsere Söhne, Enkel, Brüder und Väter, dass sie nicht einmal in irgendeinen Krieg ziehen müssen, und für die Töchter, Enkelinnen und Mütter - und generell alle -, dass sie nicht damit und mit Gewalt für eigenes Wohl und Leben konfrontiert werden. Das hatten wir schon in zwei Weltkriegen und jetzt an vielen Stellen der Welt.
Wenn es auch nicht so sehr realistisch klingt: Hoffnung darf und muss sein, um etwas Besseres zu erreichen, wenn sich wohl auch vieles Drumherum trotz der Lehren der Vergangenheit nur wenig ändern wird.

Auf der Seite http://www.presseweller.de ist ein kurzer Bericht zur Gebirgsfront in den südlichen Kalkalpen an den Grenzen zu Italien - Karnische Alpen und Soca-Tal (Isonzo) aufrufbar, und zwar mit Hinweis auf die Weltkriegs-Museen in Kötschach-Mauthen (Kärnten) und Kobarid (Slowenien).

Freitag, 4. Januar 2013

Überbordende Bürokratie


Vom Führerschein bis zur Rente: alles kompliziert

Januar 2013. (Dialog). Den normalen PKW-Führerschein machen und auch Fahrzeuge bis zu 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht fahren? Nein, durch EU-Führerschein schon längst eingeschränkt. Einen Rentenantrag stellen? Okay, aber weit über 20 Seiten ausfüllen. Jeder bekommt es täglich mit: Statt weniger Bürokratie gibt es ständig neue Hürden. Bürokratie ist schon längst überbordend, und geändert, also verbessert, hat sich so gut wie nichts.

In Sachen Bürokratie rührt so manches aus der Zentralinstitution EU. Das beginnt beim Energieausweis, den man, wofür auch immer, in bestimmten Fällen, für Gebäude erstellen lassen muss. Zum Teil muss er in öffentlichen Gebäuden sogar aushängen. Liest das jemand? Aber danach fragt Bürokratie nicht.
Hatten die Bundesbürger es mit den alten Führerscheinen nach Nummern wie Klasse I und weiter noch leicht, gibt es inzwischen ein Wirrwar an Klassen. Das war aber vielen schon klar, als es vor Jahren hieß, es kämen EU-Führerscheine. EU und Bürokratie: ein Fall für sich. Eine Beschränkung auf wichtige Aufgaben und damit eine radikale Verkleinerung der teuren Behördenapparate könnte ein Anfang sein. Mit den zig Führerscheinklassen, ob zur Fahrberechtigung von Fahrzeugen mit oder ohne Anhänger oder bis zu 3,5 oder 7,5 Tonnen, gab und gibt es viel Verunsicherung. Gerade auch Feuerwehren haben ihre Probleme damit. Das alte deutsche System war bewährt. Warum hat man es nicht gelassen oder übernommen?  Nun kommen auch noch Fristen. Bestandsgarantien für alte „Lappen“ laufen spätestens in den 2030er-Jahren aus. Hieß es nicht erst, es gäbe diesbezüglich keine Änderungen? Statt nach 15 Jahren ein Bild auszutauschen, muss es nun neu alle 15 Jahre ein neuer Führerschein sein – gegen Verwaltungsgebühr.
Aber auch in Deutschland liegt vieles im Argen. Statt der Fernseh- und Rundfunkgebühr gibt es nun die „Zwangs“-Steuer, weil jeder Haushalt, ob er ein Gerät hat oder nicht, zahlen muss. Bei Firmen kann das einiges mehr ausmachen. Das öffentlich-rechtliche Rundfunk/TV-Wesen, das sich im Fernsehbereich unrichtigerweise mit „Free-TV“ bezeichnet, hat unbestritten seine guten Seiten. Andererseits zahlen auch alle mit, wenn Showgrößen abgeworben und ihnen dicke Honorare gezahlt und riesige Sportdeals gemacht werden. Im Rundfunk beschränkt man sich schon lange nicht auf ein oder zwei Programme, es müssen teils gleich fünf sein. Gehälter und Altersversorgung sowie allgemeine Honorare sollen hier einmal außen vor bleiben.

Formulare ohne Ende

Das überbordende Formularwesen kennt man nicht nur von den Steuererklärungen. Es holt einen spätestens beim Rentenantrag wieder ein, selbst, wenn vorher bereits ein so genanntes Kontenklärungsverfahren durchgeführt wurde. Nicht nur der Antrag selbst: Es müssen auch noch alle möglichen Zusatzformulare ausgefüllt werden. Und das zu Daten, die der Renten- und der jeweiligen Krankenkasse anhand der Versicherungsnummern ohnehin vorliegen. So kommt der Rentenantragssteller locker auf weit über 20 Seiten, die es auszufüllen gilt. Genügen würden wahrscheinlich zwei Seiten: Gibt es etwas, was in Ihrem Lebenslauf renten- oder krankenversicherungsrelevant, nicht berücksichtigt wurde? Bitte Art und Zeit angeben. Und: Auf welches Konto soll die Rente überwiesen werden? Bitte angeben. Okay, das ist etwas vereinfacht dargestellt. Aber so ähnlich könnte es sein. Es würden viel Papier und Arbeit gespart. 
Aber mit der Bürokratie ist man nun einmal nahezu ein Leben lang konfrontiert. Wie heißt es immer: „Von der Wiege bis zur Bahre: Formulare“. Weniger könnte mehr, gleich – viel –
besser,  sein. (jw)