Samstag, 9. Januar 2016

Nur eine Bahn und Post: Wie's früher war

Fürs Telefon war damals noch das Fernmeldeamt zuständig


Siegen. Januar 2016 (DiaPrw). Die Zeit ist schnelllebig. Die Arbeitnehmer wissen ein Lied davon zu singen: immer mehr in kurzer Zeit und womöglich noch jederzeit erreichbar. Nach dem Telefon machten Handys und nun Smartphones die Runde: jederzeit bereit, nachschauen, antworten. Die Entstaatlichung von Betrieben hat bereits vor Jahrzehnten begonnen. Privatisierung schien und scheint noch immer das Zauberwort zu sein, vor allem auch in der EU, wie in Griechenland zu sehen. Es wurden und werden sogar Einnahme-Pretiosen an den Mann oder die Frau gebracht, kurz an Unternehmen, an Großunternehmen, oft an internationale „Player“. Ist das die weitere Zukunft? Da war es bei uns früher doch gemächlicher und einfacher als vor diesen häufig auf Kapitalgewinn getrimmten Hektikzeiten – und siehe da, die meisten hatten dennoch Arbeit und ihr Auskommen.

Früher war so vieles anders. Ob es besser oder schlechter war, muss jeder selbst für sich beurteilen. Wir zeigen nur auf, wie es in damaligen Zeiten war.


Der Briefträger war im Bezirk bekannt. Er kam immer zur etwa gleichen Zeit.  (Fotos, Grafiken, Repros (c) presseweller)


Es gab nur eine Post, und der bekannte Briefträger brachte – bis auf seinen Urlaub – jeden Werktag zu etwa gleicher Zeit die Post ins Haus. Man kannte sich und hielt auch schon einmal Schwätzchen. Und noch etwas weiter zurück, kam sogar noch der Geldbriefträger und brachte Bares wie die Rente ins Haus. Briefkästen gab es an jeder Ecke. Die Paketzustellung erledigte ebenfalls die Post.  
In den 1950er-Jahren kam erst so nach und nach Telefon - mit Wählscheibe - ins Haus. Dafür gab es eigene Leitungen, die auch dann noch ihren Dienst taten, wenn zu Hause der Strom ausgefallen war. Das alles, einschließlich Störungsdienst und Vermittlung, lag in den Händen des Fernamtes oder Fernmeldeamtes, wo mancher Arbeit fand. Alles völlig anders. 
Die Eisenbahn fuhr – es gab nur eine – nach unseren Erfahrungen relativ pünktlich. Wir kauften die Karten am Schalter – was immer noch geht - und mussten nicht erst einen Automaten „studieren“, um eine Fahrkarte zu bekommen. Der Mitarbeiter konnte einem gleich die besten Verbindungen sagen und auf einen Zettel schreiben oder später ausdrucken lassen. Am Bahnhof und besonders beim Umsteigen fragten wir einen Bahnmitarbeiter zu Gleis oder Abfahrtsort. Es gab noch viel Personal.


Reisen mit der Bahn. Ob nach "nirgendwo" oder an einen bestimmten Ort. Wir informierten uns am Bahnhof und kauften am Schalter unsere Karten.
  

Meist funktionierte es sogar mit Anschlusszügen. Zur Sicherheit war die Bahnpolizei überall präsent.
Der öffentliche Nahverkehr, vom Kreis oder der Stadt betrieben, war rege unterwegs. Wir lösten unsere Fahrkarten noch beim Schaffner. Für etwas weitere Strecken wie von Siegen ins Sauerland oder in den Westerwald unterhielten zum Teil Post und Bahn eigene Busse.
Wasser und Abwasser erhalten wir zurzeit noch von einem stadtnahen Versorger, einem so genannten Eigenbetrieb der Stadt. EU-seits wird ebenfalls an einer Privatisierung gearbeitet. Da klingeln, wie bei vielen anderen dieser Themen, die Ohren. Schließlich sind die Gemeinden für solche Leistungen – teils auch über Zweckverbände organisiert – da. Es geht unter anderem um Daseinsvor- und -fürsorge. Trinkwasser und Abwasser sollten keine Gewinnquellen für Unternehmen sein!

Schule, Lehre und Banken
Schulmäßig hatten wir es früher zuerst mit der Volksschule zu tun, in der die Einschulung erfolgte. Dort konnte man dann bis zum 8. Schuljahr bleiben. Wir kannten die Lehrerinnen und Lehrer, auch wenn sie – neben dem Klassenlehrer – in der Woche nur wenige Stunden in speziellen Fächern gaben. Am Ende stand der Volksschulabschluss. Lesen, Schreiben, Schönschrift, Rechtschreibung, Rechnen, Raumlehre, Erdkunde, Religion, Geschichte und mehr: gutes Basiswissen. So gut, dass es für die meisten nicht nur mit der Lehre klappte, sondern so mancher auch im Betrieb den Aufstieg, teils bis in leitende Stellungen, schaffte. Gar nicht selten blieben Mitarbeiter von der Lehre an Jahrzehnte oder bis zum Rentenbeginn bei einem Unternehmen! Auf den Zeugnissen standen auch noch Betragen, häuslicher Fleiß und Beteiligung am Unterricht. Diese so genannten Kopfnoten waren später mal ganz weg, nach allem Hickhack tauchten sie teilweise auch mal wieder auf.


Früher und ganz früher gehörten "Kopfnoten" stets dazu.


Je nach Wunsch und Leistungen standen schulisch aber nach 4. oder 5. Klasse auch Realschule und Gymnasium zur Verfügung. Beide Schulformen gibt es neben inzwischen vielen anderen auch heute noch. Für diejenigen, deren Kinder längst dem Schulalter entwachsen sind, ist es schwierig, da noch den Überblick zu haben. Das gilt auch für Lernexperimente der vergangenen Jahrzehnte, von der Mengenlehre über Varianten des Schreibenlernes bis zur „neuen deutschen Rechtschreibung“. Wie noch immer gab es auch früher für „Spätzünder“ die Möglichkeit, über den „2. Bildungsweg“ zum Beispiel das Abitur zu machen.
Irgendwann wurde Lohn oder Gehalt nicht mehr bar ausgezahlt. Man benötigte ein Girokonto bei Bank oder Sparkasse. Manche hatten auch schon eines oder zumindest ein Sparbuch. Zu Hause benötigtes Geld holte man am Bankschalter ab – nicht am Automaten, was aber zweifellos auch seine praktischen Seiten hat. Unabhängig davon waren Geldzahlungen an andere auch zu damals noch erschwinglichen Gebühren über den Postzahlungsdienst möglich. Außerdem konnte man ein Postscheckkonto haben und darüber den Zahlungsverkehr abwickeln. Diese Postsache mündete dann irgendwann in Privatisierung.

Nur einige wenige Facetten vergangener Jahrzehnte der vielfältigen Veränderungen des Lebens, die meist auf politischen Entscheidungen beruhen. Aber so wird es wohl von Generation zu Generation weitergehen. (jw)


Anmerkung: Natürlich kann man die Zeit und Veränderungen nicht anhalten. Es gibt technische Fortschritte, die teils auch das tägliche Leben vereinfacht haben, und über ein, zwei Generationen sich stetig ändernde Ansichten. Zumindest aber kann man das eine und andere vergleichen und sich fragen, ob dies oder das damals besser war oder heute besser ist. Die nächsten Generationen werden ebenso wieder auf die Zeit früher, vielleicht von 1990 bis 2020, zurückblicken und die vielfachen Veränderungen bewerten.  

In Magazinen und Blogs greift Jürgen Weller über www.presseweller.de immer wieder auf Themen der 1950er- bis 1970er-Jahre zurück, um ein Stück Erinnerung festzuhalten.